Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Frieden, das wünsche ich Ihnen und uns allen für das Jahr 2009. Der Neujahrstag ist aber nicht nur der Tag der guten Wünsche sondern auch der guten Vorsätze. Vielleicht wegen dieser Kombination hat Papst Paul VI diesen Tag zum Weltfriedenstag erklärt. Damit wir uns den Frieden nicht nur wünschen, sondern ihn uns auch vornehmen. Seit 1968 gibt es jährlich vom Papst zum heutigen Tag eine Weltfriedensbotschaft. Auch Benedikt XVI führt diese Tradition fort. Seine Botschaft in diesem Jahr trägt den Titel: „Die Armut bekämpfen, Frieden schaffen.“ Damit liegt er ganz auf der Linie seiner Vorgänger. Immer wieder weisen die Päpste in ihren Schreiben auf den Zusammenhang von Frieden und Armutsbekämpfung, von Frieden und Gerechtigkeit hin. So hieß etwa die Weltfriedensbotschaft 1972: „Willst du den Frieden, so arbeite für die Gerechtigkeit“. Frieden und Gerechtigkeit zusammen zudenken, ist gute biblische Tradition. Schon im Alten Testament beim Propheten Micha heißt es im vierten Kapitel: „Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern, und Winzermesser aus ihren Lanzen“(Mich 4,3). Der Satz ist als ein Bild für den Frieden recht bekannt. Weniger bekannt aber ist der nächste Vers, der für die Gerechtigkeit steht. Er lautet: „Und jeder sitzt unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum.“ (Mich 4,4). Wein und Feigen stehen nicht nur für ausreichendes, sondern für gutes Essen und Trinken. Modern würde man sagen, sie stehen dafür, dass die Menschen nicht nur überleben, sondern gut leben können. Und dazu braucht es nicht nur Essen, Trinken, Kleidung und Wohnung, sondern auch Kino, Theater, Musik, Literatur und Kunst. Jeder muss die Möglichkeit haben, daran teilhaben zu können, sonst gibt es keinen Frieden. Welt weit nicht und in unserm Lande nicht. Und deshalb ist jedes Engagement für benachteiligte Jugendliche, jede Nachhilfestunde, ein Beitrag zum Frieden. Jeder Einsatz für alte, kranke und behinderte Menschen, jede Vorlesestunde im Altenheim, ein Beitrag zum Frieden. Frieden für das Jahr 2009 muss also nicht nur ein frommer Wunsch, sondern kann auch ein ernster Vorsatz sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5140
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