SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wer einmal in Schulden steckt, kommt da so leicht nicht mehr heraus. Kre-dite sind teuer. Das gilt fürs private Leben genauso wie für die Weltwirt-schaft. Deshalb ringen die ärmeren Länder immer wieder um einen interna-tionalen Schuldenerlass.
„Schuld“ ist ein schillernder Begriff. Er hat viele Facetten. Meistens denken wir bei Schuld an unmoralisches Verhalten, an Rechtsbruch oder derglei-chen. Wo menschliche Beziehungen durch Schuld gestört sind, kann Verge-ben und Verzeihen eine neue Vertrauensbasis herstellen.
Die bekannte Bitte aus dem „Vaterunser“-Gebet Jesu „Vergib uns unsere Schuld“ wird meistens so verstanden.
Aber „Schuld“ kann auch bedeuten, dass ich von dem lebe, was andere aufgebaut und entwickelt haben, ohne es angemessen vergüten zu können. Das ist realistisch. Und deshalb gehört es zum gelingenden Zusammenle-ben unter Menschen hinzu, dass nicht nur zurückgefordert, sondern auch erlassen wird, was man sich schuldet.
Ohne Schuldenerlass kann es für diejenigen, die in der Zwickmühle der Verschuldung stecken, keinen wirtschaftlichen Neuanfang geben. Die Ver-schuldungen der ärmeren Länder dieser Erde sind heute ins Unermessliche gewachsen und treiben die Bevölkerung täglich weiter in die Armut. Allein die Zinstilgung für die gewährten Kredite erstickt jede volkswirtschaftliche Entwicklung im Keim.
Ein Schuldenerlass auf weltwirtschaftlicher Ebene gibt ein Beispiel dafür ab, wie die Bitte des Vaterunsers „Vergib uns unsere Schuld“ Wirklichkeit wer-den kann. Vor allem der zweite Teil, der oft weniger beachtet wird: „wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Immerhin leben wir letztlich alle von den Ressourcen dieser Erde, von Gottes Schöpfung. Und wenn Gott kleinlich Buch führen würde, wären wir längst in den Miesen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=513
weiterlesen...