SWR3 Gedanken

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Brotkauf ist inzwischen fast schon eine Angelegenheit für Experten gewor-den. Wer in eine Bäckerei geht, muss sich auskennen, was es gibt. Man muss bereits vorher genau wissen, was man braucht. Die Vielfalt der Brotsorten ist verwirrend. Und die mehr oder weniger originellen Bezeich-nungen machen die Sache noch komplizierter.
Doch ganz gleich, ob Vollkornschrot- oder Roggenbrot, ob Sonnenblumen- oder Joggingbrot – Brot ist Brot, und es ist unser Hauptnahrungsmittel. Kein Frühstück, keine Vesperzeit ist ohne Brot vorstellbar. Na ja, vorstell-bar vielleicht schon, aber dann fehlt doch etwas Wesentliches. Wenn es um unser leibliches Wohl geht, ist Brot elementar und unverzichtbar.
Deshalb ist Brot zum Sinnbild geworden für das, was wir zum täglichen Le-ben brauchen. So wird es auch in einer Bitte des Vaterunsers verstanden: „Unser täglich Brot gib uns heute.“
Martin Luther zählt in seiner etwas altertümlichen Sprache auf, was dahin-ter stehen kann: „Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, ein frommer Gemahl, fromme Kinder, ein gutes Regiment, gutes Wetter, Friede, Gesundheit“ und so weiter.
„Unser täglich Brot gib uns heute.“ Für mich heißt das: anerkennen, dass wir als Menschen lebensnotwendige Bedürfnisse haben. So hat uns Gott geschaffen. Und es heißt für mich auch: Darauf vertrauen, dass Gott in die-ser Welt bereithält, was wir zum Leben brauchen.
Nochmals anders klingt diese Bitte, wenn ich für Brot einsetze: „unsere tägliche Arbeit“, „unser tägliches Dach über dem Kopf“, „unsere Heimat“ – gib uns heute. Dann wird aus der Bitte zugleich die Frage nach Gerechtig-keit und die Frage danach, was ich dazu tun kann, dass auch andere be-kommen, was sie zum Leben brauchen.
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