SWR3 Gedanken

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Ab Dezember herrscht Hochsaison im Weihnachtspostamt in Himmelstadt. Rosemarie Schotte und 25 ehrenamtliche Helfer beantworten jährlich etwa 50.000 Briefe. Sie sind alle ans Christkind in Himmelstadt adressiert. Meistens sind es lange Wunschzettel, die hier landen. Die Wünsche der Kinder werden vielleicht von den Eltern erfüllt. Die Briefe aber werden von Rosemarie Schotte und ihren Helfern beantwortet - inklusive Sondermarke und Weihnachtsstempel.
Dabei ist die Sache mit dem Christkind eigentlich ein Missverständnis: Früher hat das Christkind nämlich die Geschenke bekommen und nicht gebracht. Das kommt daher, dass im Laufe der Zeit zwei Begriffe vermischt wurden: die Krippenfigur des Jesuskindes und die sogenannten „Christkinder“. Das waren früher Kinder, die bei den Weihnachtsspielen zur Krippe gezogen sind und dem Jesuskind Geschenke brachten.
In der Kinderchristmette in unserer Gemeinde ist das übrigens heute noch so: Alle Kinder dürfen im Gottesdienst nach vorne kommen und das Christkind in der Krippe anschauen. Die meisten bringen ein Sparkässchen aus Pappe mit und legen es ins Stroh. Den ganzen Advent über haben die Kinder Kleingeld in dieses Kässchen geworfen. Mit dem Geld werden dieses Jahr Kinder in Kolumbien unterstützt.
Die Geschenke fürs Christkind kommen also anderen Menschen zu gute. Das trifft vielleicht ganz gut das Wesen des Christkindes. Sein oberstes Prinzip heißt Liebe. Und wenn ich´s mir so recht überlege, gibt es eigentlich kein schöneres Geschenk als die Liebe.
Und trotzdem: Die Kinder, die ans Christkind in Himmelstadt schreiben, erhoffen sich wohl eher ein handfestes Geschenk. Na ja, sie müssen ja nicht wissen, dass die Geschenke eigentlich von den Eltern kommen. Aber die Liebe, die gibt’s vom Christkind gratis dazu. Und zwar nicht nur für Kinder, die einen Wunschzettel schreiben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5110
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