SWR3 Gedanken

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Es gibt Gesetze, da kann ich nur den Kopf schütteln: In den USA ist es zum Beispiel verboten, mit verbundenen Augen ein Fahrzeug zu lenken. Oder in England: dort dürfen Parlamentsmitglieder nicht in Rüstung zur Sitzung kommen.
Und dann gibt es da noch die EU-Norm, die den Krümmungsgrad von Gurken regelt. Nach dieser Verordnung dürfen Gurken der Extra-Klasse auf 10 Zentimeter Länge höchstens eine Krümmung von 10 Millimetern haben. Die gute Nachricht: Mit dieser Regelung soll vom nächsten Juli an Schluss sein. Das haben die 16 Mitgliedstaaten gerade beschlossen. Gott sei dank! Denn Gemüse zu vernichten, nur weil es die falsche Form hat - das leuchtet mir nicht ein.
Auch das Alte Testament wimmelt nur so von Vorschriften. Paradebeispiel sind die 10 Gebote. Sinn der Gebote war es, dass die Menschen der damaligen Zeit besser miteinander auskommen sollten.
Die religiöse Gruppe der Pharisäer legte diese Gebote zur Zeit Jesu besonders streng aus. Und so kamen Paragraphen dabei raus, die teilweise ähnlich gestrickt waren wie die Gurkenverordnung der EU: einfach am Leben vorbei.
Das Gebot den Feiertag in Ehren zu halten zum Beispiel, überfrachteten die Pharisäer mit allerlei Verboten. Sie legten genau fest, welche Handgriffe man an diesem Tag tun durfte und welche nicht. Und so wollten sie Jesus einen Strick daraus drehen, als der am Sabbat mal einen Kranken heilte. Dem Gesetz nach war das nämlich verboten. Aber da ist Jesus mal richtig sauer geworden auf die Pharisäer.
Und dann hat er einen Satz geprägt, der bis heute für einen vernünftigen Umgang mit Gesetzen wirbt. Und fast hat es den Anschein, als wäre dieser Satz jetzt sogar bis ins EU-Parlament vorgedrungen: Jesus sagt nämlich: „Der Mensch muss nicht dem Gesetz dienen, sondern andersrum: Das Gesetz ist für den Menschen da.“

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