SWR3 Gedanken

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„Du bist wie ein Affenbrotbaum!“ so sagt man in Afrika zu einem, der für die Gemeinschaft wichtig ist. „Du bist wie ein Affenbrotbaum!“ Und wenn man einer Frau sagen will, dass sie klasse aussieht, sagt man dort gern: „Gnädige Frau, Sie sehen aus wie eine Gitarre!“

In Afrika macht man sich gern Komplimente. Die kann sich da auch jeder leisten. Weil sie kein Geld kosten, nur ein bisschen Phantasie und Überwindung.
„Sozialer Reichtum“ nennt das Mulo Farenkia aus Kamerun. Der hat wissenschaftlich erforscht, wie das bei uns aussieht mit dem sich gegenseitig Komplimente machen und dem sozialen Reichtum. Und fand heraus: Wir sind ein ziemlich armes Land.

„Net gschennt isch gnug globt- nicht geschimpft ist genug gelobt.“ Heißts gern im Schwäbischen. Man könnte ja eingebildet werden wegen der Komplimente.
Und außerdem sind da noch die Fettnäpfchen- nicht jede Frau findet eine Gitarre schön- als Vergleich mit der Figur.

Die Weihnachtsgeschichte beginnt mit einem Kompliment „Du Begnadete!“ sagt ein Engel zu Maria. „Du Begnadete!“ Weil sie ein Kind bekommen wird. Eins, das ein ganz Großer werden wird, ein König der Herzen, Gottes Sohn.
Aber die Gnade war kein Zuckerschlecken. Maria hatte eine Menge Probleme mit ihrem Sohn. Weil der oft anders war als sie sich das vorgestellt hat. Weil sie zusehen musste, wie er als junger Mann jämmerlich am Kreuz starb.
Und doch ist sie nicht in die Geschichte eingegangen als die Mutter, die vom Unglück verfolgt war. Sondern- als Begnadete! Weil die Geschichte eben noch nicht zu Ende war.

Das ist das Besondere an einem ehrlichen, an einem göttlichen Kompliment: es spricht aus, was nicht jeder gleich sehen kann. Was aber doch wahr ist.
„Du Begnadete!“ schön wenn es solche Engel gibt, die einfach mal Mut haben und sagen, was einfach wahr ist. Und uns dadurch reich machen. Und- sind Sie auch ein Komplimenten-engel?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5060
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