SWR3 Gedanken

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1 Kilo Bohnen und 4 Kilo Maismehl. Das muss die nächsten 10 Tage für Kasao reichen. Mehr bekommt die 32jährige Kongolesin nicht. Die Flüchtlingshilfe im Kongo kann ihr nicht mehr geben. Über eine Million Kongolesen sind auf der Flucht. Hilfsgüter sind knapp. Krankheiten machen sich breit.
Vorweihnachtliche Stimmung? Keine! Friede auf Erden? Kaum zu erwarten.
Nun könnten Sie natürlich sagen: „Was hat der Kongo überhaupt mit uns zu tun?“ Wußten Sie, dass ohne Kongo keine Handys funktionieren? Handys benötigen Tantalit. Für ihre winzigen Kondensatoren. Der Rohstoff ist äußerst selten. Aber im Kongo gibt es davon eine ganze Menge. Man kann ihn bei den Rebellen kaufen. Denn die haben sich die Minen unter den Nagel gerissen. Und die Rebellen kaufen sich davon dann neue Waffen, um ihren Einflußbereich zu erweitern und hunderttausende Kongolesen aus ihren angestammten Gebieten zu vertreiben. Würde mit diesen Warlords niemand Geschäfte machen, dann käme der Krieg im Kongo zum Erliegen. Auch deutsche Konzerne kaufen Tantalit aus dem Kongo – ohne groß Fragen zu stellen.
Vor 60 Jahren hat die UNO die allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet.
Um sie durchzusetzen schickt sie Truppen in den Kongo. Deutsche Soldaten waren auch schon im Kongo. Die 32jährige Kasao in ihrem Flüchtlingslager spürt davon wenig. Die UNO-Truppen lindern nur Symptome. Solange westliche Firmen sich Rohstoffe möglichst billig besorgen ohne die Einhaltung der Menschenrechte einzufordern, solange wird es im Kongo Krieg geben. Schlimmer noch: „Es wird einen schleichenden Völkermord geben“, so Bischof Lola, der Vorsitzende der Bischofskonferenz des Kongo. Und das, obwohl im Kongo kaum einer Krieg will und 400 Völker seit Jahrhunderten friedlich nebeneinander leben.
Also - wenn es uns mit dem 60jährigen Jubiläum der Menschenrechte ernst ist – dann sollten wir unser Bewußtsein wachrütteln: dass der Kongo auch etwas mit uns zu tun hat. Und dass der Wunsch nach billigeren und besseren Handys – ohne Fragen zu stellen - einen Krieg am Laufen hält. Warum steht auf meinem Handy eigentlich nicht: „unter Wahrung der Menschenrechte hergestellt“?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5011
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