SWR3 Gedanken

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Der Schokoladenadventskalender meiner Freundin Annette hielt sich ein, maximal zwei Tage, spätestens am dritten Dezember war er leer gefuttert. Annette und ich sind ge-meinsam in die Grundschule gegangen und immer wenn sie im Advent zum Spielen zu uns kam, guckte sie neidisch auf meinen Adventskalender.

Seit ich in Frankreich lebe, merke ich, wie ungeduldig wir in Deutschland oftmals sind. Einmal bin ich, wie viele Franzosen es tun, in Kehl einkaufen gefahren. Wie viele Deut-sche, war ich am Samstagvormittag im Baumarkt. Der Laden war voll, an den Kassen lange Warteschlangen. Endlich war ich dran. Und natürlich gerade bei mir stimmte etwas mit dem Preis eines Artikels nicht. Die Kassiererin musste einen Mitarbeiter ausrufen. Natürlich befand sich der zuständige Mitarbeiter an einem Ende des Baumarktes, der betreffende Artikel am anderen. Und natürlich dauerte es eine ganze Weile, bis er fand, was er suchte. Hinter mir schimpften die Leute, sie wurden ungeduldig.

Schließlich erbarmte sich jemand, öffnete eine weitere Kasse, zu der nun alle rüberrann-ten. Alle, bis auf zwei Frauen so um die fünfzig. „Ja“, sagte die eine der beiden auf Fran-zösisch, „die jungen Leute haben es heutzutage immer so eilig.“ Und ich dachte, nein, diese Ungeduld ist nicht das Problem von jungen Menschen, sondern der Unterschied zwischen Deutschen und Franzosen – in Frankreich wartet man mit einer Engelsgeduld. „Mon Dieu, dann ist das eben so, dann muss man halt mal warten, es geht ja auch gleich weiter, und was können denn die Leute dafür, so Sachen passieren halt.“ Und es stimmt ja auch, wenn ich mich aufrege, geht es auch nicht schneller und ich produzier’ nur ’ne miese Stimmung.

Die Adventszeit ist eine Zeit des Wartens. Man wartet auf die freien Tage, auf Weihnach-ten. Die christlichen Kirchen bereiten sich auf den heiligen Abend vor.
In unseren modernen Zeiten kann man davon einiges lernen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4965
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