Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ein Quantum Trost, so heißt der neue James Bond, seit 10 Tagen läuft er in unseren Kinos. Worin besteht aber der Trost, im neuen Film mit 007, dem Spion ihrer Majestät. Besteht er darin, dass Bond am Ende des Films endlich weiß, warum seine Freundin im letzten Bond „Casino Royale“ ihn verraten hat? Oder besteht der Trost darin, dass Camille, seine Partnerin es schafft, Rache zu nehmen und den Menschen zu töten, der ihre ganze Familie ermordet hat? Oder ganz einfach, wie im jeden Bond, dass am Ende das Gute siegt. Zumindest das ist ja tröstlich. Denn oft erleben wir im realen Leben ja genau das Umgekehrte. Nicht die Guten gewinnen, sondern die Bösen. Und da ist es tröstlich wenigstens für zwei Stunden zu erleben, dass die Welt noch in Ordnung ist, zumindest bei James Bond.
Aber sonst kommt für mich in dem Film nicht viel Tröstliches rüber. Denn es fehlt eine wesentliche Voraussetzung für Trost: menschliche Nähe. Die Helden des neuen Bonds sind mehr denn je einsame Wölfe oder Wölfinnen. Sie jagen im Jet durch die Weltgeschichte, begegnen sich aber sich nie richtig oder höchstens nur für sehr kurze Zeit. Trösten aber braucht Zeit. Trösten geht nur, wenn man sich Zeit lässt, wenn man vor dem Leid des andern nicht wegläuft, bei ihm bleibt. Trösten ist mehr als ein aufmunterndes kurzes Wort. Im Gegenteil trösten ist oft schweigen und Sprachlosigkeit aushalten. Aber dafür ist in einem Actionfilm keine Zeit. Deshalb ist es nur ein kleines Quantum Trost, was dieser Film versprüht. Es ist eben ein Bond und der ist – trotzt des Titels – kein Trostspezialist.
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