SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Zu allen Zeiten haben Menschen sich damit schwer getan, ihrer Endlichkeit zuzustimmen. Obwohl wir mit dem Verstand einsehen, dass ein Leben ohne Ende auf dieser Erde nicht denkbar ist und auch nicht wünschenswert wäre, wehren wir uns gegen das Sterben Müssen. Alles in uns sträubt sich gegen die Vorstellung, dass einmal definitiv zu Ende ist, was wir sind und was zu uns gehört. Mit allen Fasern unserer Existenz klammern wir uns an das Leben. Werden die Anzeichen des bevorstehenden Endes deutlicher, tun wir alles, um einen Aufschub zu erreichen.
Auch der Glaube an Gott nimmt nicht den Schmerz und das Leiden an der Vergänglichkeit. Aber wir finden in der Bibel Gedanken und Worte von Menschen, die die Bitterkeit angesichts des Todes zu mindern vermögen. Hiob ist ein solches Beispiel, eine Gestalt aus der Weisheitsliteratur des Alten Testaments. Er sagt: „Nackt bin ich gekommen aus dem Leib meiner Mutter, und nackt gehe ich wieder dahin. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen. Der Name des Herrn sei gepriesen.“ (1,21)
So wie die Anfänge des Lebens im Dunkel liegen und sich einer einfachen Erklärung entziehen - wir haben uns ja schließlich nicht selbst gemacht, und auch unsere Eltern nicht – wie der Anfang also, so liegt auch das Ende im Dunkel und lässt uns fragen nach dem Warum, Wozu, Wohin. Hiob kann den Namen des Herrn dennoch preisen, weil für ihn die Beziehung jedes Menschen zu Gott außer Frage steht. Gehört aber die Beziehung zu Gott wesentlich zu unserem Leben, – so könnte man weiterfragen - warum sollte dann das Ende des Lebens in jedem Fall auch das Ende dieser Beziehung sein? Warum sollte der Schöpfer und Ursprung des Lebens, nicht diesem Leben auch seine Erfüllung schenken, diesem von ihm geschenkten Leben treu bleiben? Im Tod treten wir hinaus aus unserer von Raum und Zeit bestimmten Existenz. Warum sollte dann der Herr über Raum und Zeit nicht weiterhin Herr dessen sein können, was er geschaffen hat? Der Herr hat gegeben, warum sollte er nicht aufs Neue geben wollen? Was sein wird, wissen wir nicht, wir ahnen aber, dass wir sein werden – bei ihm.

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