Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Gott kennen ist Leben“, hat der russische Dichter Leo Tolstoi einmal gesagt. Wer leben will, muss Gott kennen lernen. Durch das Bibelwort des Tages möchte ich Ihnen eine bestimmte Seite Gottes etwas näher vorstellen. Im 3. Buch Mose Kapitel 19 wird deutlich gemacht, dass Gott gerecht ist: „Du sollst den Geringen nicht vorziehen, aber auch den Großen nicht begünstigen“ (3. Mo. 19,15).
Herrnhuter Losung für 12.11.2008

Die Maßstäbe die wir setzen und die Art, wie wir einander begegnen, sind sehr unterschiedlich. Oft entscheiden bei der ersten Begegnung mit einem Menschen wenige Sekunden über die Einschätzung des anderen. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle: Sympathie und Antipathie, Macht und Einfluss, Intelligenz und Überzeugungskraft, Aussehen und Kleidung.

In der Heiligen Schrift werden zwei Extreme gegenübergestellt: Es kann sein, dass der Geringe dem Höhergestellten vorgezogen wird. Häufiger kommt sicherlich das andere vor, dass der Große und Einflussreiche begünstigt wird. Aus den beiden Extrempositionen haben sich ganze Gesellschaftssys-teme entwickelt. Im Marxismus werden die Geringen vorgezogen. Das Ideal ist die Herrschaft des Proletariats. Der Kapitalismus hat die Tendenz, dass die Großen begünstigt werden.

Anders ist es bei Gott. Gott ist gerecht. Er macht keine Unterschiede. Er ist der Schöpfer. Er hat alle Menschen erdacht, gemacht und gewollt. Alle wurden als sein Ebenbild erschaffen. Vor Gott sind alle Menschen gleich. Noch mehr: Von Gott werden alle Menschen geliebt. Damit die Verbindung des fehlerhaften und schuldbeladenen Menschen mit dem Schöpfer der Welt wieder möglich ist, hat Gott seinen Sohn geopfert. Johannes sagt: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh. 3,16).

Die Gerechtigkeit Gottes stellt unsere Beziehungen auf eine neue Basis. Sehen Sie heute die Men-schen, die Ihnen begegnen und mit denen Sie zu tun haben, einmal mit anderen Augen an. Sehen Sie in ihnen Menschen, die Gott geschaffen hat und die von ihm geliebt werden. Versuchen Sie dem anderen auf Augenhöhe zu begegnen. Sie werden dann in Ihrem Urteil den Geringen nicht vorzie-hen, aber auch den Großen nicht begünstigen. Sie werden sich in Ihrem Verantwortungsbereich für Gerechtigkeit einsetzen. Und ich bin ich bin sicher, dass sich dann auch manche Beziehung erneuern lässt. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4835
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