SWR3 Gedanken

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Meine Eltern mussten heiraten, damals, am 15. November.
Nicht etwa, weil ich schon unterwegs gewesen wäre.
Nein – mein Vater bekam seine Stelle
als Leiter eines Wohnheims für Lehrlinge im Bergbau nur,
wenn eine Ehefrau – selbstverständlich unentgeltlich – mitarbeitet.
Also mussten sie heiraten.
Heute muss niemand heiraten – wg mitarbeitender Ehefrau schon gar nicht.
Aber auch nicht, wenn ein Kind unterwegs ist,
das so genannte „richtige“ Eltern haben soll;
und eine uneheliche Schwangerschaft ist doch keine Schande.
Wegen so etwas heiratet man doch heute nicht mehr.
Und das ist auch okay.
Zwei Menschen heiraten aus Liebe. Haben sich lange und intensiv geprüft.
Weil sie ja doch was Endgültiges vorhaben miteinander.
Liebe, also wirkliche Liebe jedenfalls sehnt sich nach Ewigkeit.
Und Menschen, die heute heiraten, haben sich das sorgfältig überlegt.
Da überraschte ein Brief doch ein wenig,
den der Bischof von Feldkirch in Österreich geschrieben hat
an junge Leute im entsprechenden Alter.
„Zwanzig Gründe, nicht oder noch nicht zu heiraten“,
schreibt Elmar Fischer da auf.
Nicht heiraten, rät er, wenn die zwei noch nie einen Streit hatten
und den durch ein persönliches Gespräch gelöst haben;
oder: wenn ein Partner auf den anderen sexuell wenig Anziehung ausübt,
oder wenn die Beziehung stark unter Langeweile steht.
Für eine Beziehung auf Dauer braucht ihr „niveauvolle Menschlichkeit“.
Das vielleicht nennt man Liebe.
Sie befähigt dich, deinem Partner/deiner Partnerin
das „echt Gute“ auch dann zu tun, wenn du selbst „nichts davon hast“.
Niemand muss heute mehr heiraten – das ist gut so.
Des Bischof zwanzig Gründe könnten helfen, es – wenn schon – dann gut überlegt und mit Aussicht auf Dauer zu tun.
Ach ja: Bei meinen Eltern war es heute vor siebenundfünfzig Jahren.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4824
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