SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Es war am Elften im Elften um elf Uhr –
dieser Rückblick muss heute noch erlaubt sein,
auch wenn es neunzig Jahre und einen Tag her ist:
Am elften November 1918 war endlich Waffenruhe
an den Fronten auch im Westen des Deutschen Reiches.
Morgens um fünf hatten Marechal Foch für die Alliierten
und Matthias Erzberger für die deutsche Reichsregierung
im Wald von Compiegne den Vertrag unterschrieben.
Ende eines blutigen Gemetzels;
vier Jahre lang hatte es halb Europa verwüstet.
Zwanzig Millionen Menschen hatten ihr Leben verloren,
davon zehn Millionen Soldaten...
Seltsam aber: Damals und dann in den zwanziger Jahren
haben nur wenige Menschen erkannt oder es gar laut gesagt,
dass ein für alle Mal Schluss sein müsste mit dem Völker-Gemorde.
Dass jeder Krieg ein Verbrechen ist.
Viel zu wenige christliche Stimmen haben damals für Frieden geworben.
Auch Christen haben kaum Widerstand geleistet gegen den Revanchismus
und gegen den Nationalismus von Siegern und Verlierern…
Dabei ist der Waffenstillstand ausgerechnet am 11. November unterschrieben: am Namenstag des heiligen Martin;
eigentlich ein Zeichen des Himmels.
Martinus, der Soldat mit dem halben Mantel für den Bettler:
dieser Martinus ist nämlich auch
der erste christliche Kriegsdienstverweigerer, von dem wir wissen.
Vor der Schlacht – bei Worms am Rhein –
tritt er vor den Kaiser und verweigert den Dienst:
„Ich bin Christ. Mir ist es nicht erlaubt, mit der Waffe zu kämpfen…
Wenn du mich für feige hältst, stelle ich mich morgen unbewaffnet
und ohne Rüstung vor die Schlachtreihe …“
Als Christ darf ich nicht mit der Waffe kämpfen –
weil nämlich jeder Krieg Menschen das Leben kostet.
Menschen, die unser Gott grenzenlos liebt.
Ach, hätten die Christen das doch immer so laut und deutlich gesagt
wie der heilige Martin damals hier bei uns im Land am Rhein.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4821
weiterlesen...