SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Es war in der großen Zeit der Liedermacher;
und erst mal dachte ich „hey klasse, einer von denen macht was
über unsere Themen…“ Von Ulrich Roski war der St. Martins-Blues.
Da reitet der heilige Martin über Land, sieht einen Bettler am Straßenrand,
gibt ihm die Hälfte von seinem Mantel ab…
Aber dann spinnt Roski die Geschichte weiter:
Der Bettler denkt sich „Was nützt mir eine Hälfte von dem Kleide -
nehm’ ich sie doch besser beide“; er schlägt den Reiter nieder
und reitet auf Martins Pferd davon – mit dem ganzen Mantel.
Und dann der Blues, die Einsicht nämlich, mit der Martin zurückbleibt:
“Don’t offer your finger, if want to keep your hand for you…“ -
Reich keinem deinen kleinen Finger,
wenn Du die Hand behalten willst; die Leute sind so eklig,
die nehmen alles, was sie kriegen können…
Schade, war doch nicht unser Thema. Oder etwa doch!?
Einerseits ist ja die Geschichte notwendig, auch heute noch.
Von dem römischen Soldaten,
der da in der Winternacht seinen Mantel teilt mit einem,
der ohne Mantel auf der Straße sitzt.
Denn natürlich gibt es – im Weltmaßstab sowieso,
aber inzwischen auch wieder im nahen Umkreis –
genügend Menschen, die darauf angewiesen sind,
dass andere mit ihnen teilen. Wir zum Beispiel,
und die anderen Reichen, die sogar noch mehr Überfluss haben
als Sie und ich.
Andrerseits ist Roskis Blues ja sogar ganz aktuell, im Herbst 2008:
Reich keinem deinen kleinen Finger – die Leute sind so eklig,
they take all they can get… Heuschrecken, Gier, Geiz ist geil –
halte zusammen, was du hast; wer teilt, kriegt vielleicht alles weggenommen:
Diese Denke ist es, die auch heute noch die Unterschiede zementiert,
die nun mal zwischen den Menschen bestehen,
zwischen arm und reich, zwischen satt und hungrig…
Das muss aufhören – und es wird erst aufhören,
wenn alle Menschen es riskieren, wirklich miteinander zu teilen.
Es muss ja nicht der Mantel sein…
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4820
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