SWR2 Wort zum Tag

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Ohne „Buße“ gibt es keine Reformen. Jedenfalls keine, die diesen Namen verdienen und die Lage wirklich und nachhaltig zum Besseren verändern. Reformen bleiben Reförmchen oder sind bloß Tünche, wenn sie nicht aus „Buße“ wachsen. Buße bedeutet nämlich nicht „zu Kreuze kriechen“ oder Strafen auf sich nehmen müssen. Buße bedeutet erkennen und eingestehen, dass ich auf dem Holzweg war. Erkennen, dass sich etwas ändern muss.
Und zwar nicht nur „die andern“, nicht nur „das System und seine Regeln“, sondern auch ich selber. Vielleicht
sogar zuerst ich selbst.
Ohne Buße keine wahren Reformen. Schon gar keine Reformation. Davon war Martin Luther zutiefst überzeugt,
als er am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg geheftet hat.
Äußere Reformen waren dringend, klar: Der Handel mit Ablasszertifikaten musste weg. Luther erkannte: Sie sind faule Wetten auf die Zukunft, nach dem Tod. Spekulieren auf Heilsgewinn und bringen die Menschen doch bloß
um ihr Geld. Aber nur äußerlich reformieren, das wäre nicht genug, das wusste Luther erst recht. Weil hinter den Ablassspekulationen eine viel abwegigere Spekulation steckt.
Man spekuliert mit Gott, als sei der ein Dealer in Sachen Erlösung. Und man macht sich als Mensch und das Leben zum Spekulationsobjekt. Als wären nicht Liebe und Gottes herzliche Zuwendung das Fundament für einen Menschen und ein gelingendes Leben. Sondern als wären Leben, Glück und Heil Waren. Wenn diese Fehlspekulation nicht aufhört, dann machen ein paar äußere Veränderungen nichts besser.
Darum steht bei Martin Luther diese These ganz oben:
Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht "Tut Buße" usw. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das
ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.
Ohne die Einsicht, dass man Fehler gemacht gemacht hat, gibt es keine nachhaltigen Veränderungen. Und ohne
den Willen, selber andere Wege einzuschlagen, sich selbst zu ändern, bleibt alles beim Alten. Auch wenn man neue Regeln verabredet. Ich glaube, diese Grunderkenntnis Luthers gilt nicht nur für die Reformation damals. Sie gilt auch heute. In der Kirche. Sie gilt in einer persönlichen Beziehung, wenn man sich verirrt hat, und sie gilt auch im weltweiten Finanzsystem.
Eine Beziehung zwischen Menschen heilt nur, wenn man aus Fehlern umkehrt. Das Finanzsystem wird nur besser, wenn Banker Irrwege zugeben ohne Angst vor Gesichtsverlust. Und wenn sie bessere Wege gehen. Und es wird nur besser, wenn Sie und ich auch erkennen, wo wir aus Gier handeln, und umkehren. Nicht eigenen Gewinn zum Götzen machen. Sondern für Menschen und in Beziehungen investieren. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4810
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