SWR3 Gedanken

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Heute ist der „Internationale Tag der Putzfrau“. Weiß ich aus dem Internet. Da steht, dass heute dieser Tag ist. Sonst nichts. Keine Ahnung, wer diesen Tag wollte. Keine Ahnung, ob ihn irgend jemand feiert. Keine Ahnung, ob es irgendeinen offiziellen Festakt gibt.

Und das sagt doch schon alles. Stell dir vor, es gibt einen internationalen Tag. Und keiner geht hin. Keiner nimmt ihn überhaupt wahr. Und schon gar nicht die Putzfrauen. Zwei habe ich gefragt. Die wissen nichts von "ihrem" Tag. Die wissen nur etwas von ihrem Alltag. Und in dem kommen Scheuermittel und Putzlappen vor. Keine Lorbeeren. Keine Lobeshymnen. Kein „Wie-gut-dass-es-euch-gibt“.

Aber so ist es doch. Auch wenn es selten einer laut sagt. Wo wäre unsere Gesellschaft ohne die Putzfrauen? Ohne die Reinigungskräfte, die zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Schrubber und Besen durch private und öffentliche Gebäude eilen. Auf ihre Weise dafür sorgen, dass das Leben sauber und wie geschmiert läuft.

In der Rangliste der gesellschaftlich erstrebenswerten Berufe liegt das Saubermachen für die Gesellschaft ziemlich weit unten. Müllmänner, Putzfrauen und Toilettenpersonal sind nun einmal Berufe, für die es kein Abitur braucht. Aber das Abitur braucht diese Berufe. Weil in einer Gesellschaft immer die einen die anderen brauchen.

Oft sieht das aber keiner. Die mit dem Abitur werden belobigt und ausgezeichnet. Und die anderen räumen anschließend den Dreck weg. Deswegen finde ich die Idee mit dem Internationalen Gedenktag bemerkenswert.

Noch besser fände ich allerdings, wenn es viele Tage gäbe, an denen Aufmerksamkeit und Respekt herrscht. Nicht nur für die großen Taten, die in Zeitungen stehen. Sondern für die vielen kleinen Rädchen, die unsere Gesellschaft am Laufen halten. Die bezahlt oder schlecht bezahlt oder gar unbezahlt den Lappen schwingen, damit alle anderen nicht im Dreck versinken. Wie gut, dass es euch gibt!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4789
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