SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

In den Vereinigten Staaten ist die Trennung zwischen Staat und Kirche weitaus strikter als in den meisten europäischen Staaten. Aber nicht in den Köpfen der US-Amerikaner. Ohne Gott geht in „God’s own country“ gar nichts. Weder im Privatleben noch in der Politik.

Jenseits des Atlantik gehen noch immer vierzig Prozent aller Amerikaner jeden Sonntag in ihre jeweilige Kirche. Zwei Drittel der Bevölkerung bekennen sich freimütig dazu, dass Gott eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt. Und siebzig Prozent der Amerikaner wünschen sich dasselbe von ihrem Präsidenten. Mit anderen Worten: Ohne Gott geht auch im Weißen Haus nichts. Aber ohne welchen Gott?

George Walker Bush wurde nachhaltig von einem Flügel der religiösen Rechten unterstützt. Die äußert sich strikt gegen Abtreibung und gleichgeschlechtliche Partnerschaften, hat aber nicht das geringste Problem mit Waffenbesitz und der Todesstrafe. Und alles im Namen Gottes. Und dann eben auch im Namen des amerikanischen Präsidenten.

Verstehen Sie mich recht. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein jeder eine Weltanschauung hat. Und ich bin die letzte, die böse darüber ist, wenn es eine christliche ist. Und wenn diese christliche Weltanschauung den Mächtigen dieser Welt dabei hilft, menschenfreundlich zu regieren, dann lächelt vielleicht sogar Gott im Himmel.

Aber wenn Religion vor allem dazu dient, eine starke Lobby zu haben, wenn es eine Rolle spielt, dieser starken Lobby nach dem Mund zu reden, damit man an der Macht bleibt, dann hat das nicht mehr viel mit Religion und erst recht nicht mit christlichem Glauben zu tun. Schon gar nicht, wenn das zu einer Politik führt, wie die Welt sie in den letzten Jahren erleben mußte.

Nun ist Barack Obama neuer Präsident. Meine Hoffnung ist, dass mit ihm nicht der Ungeist einer religiös verbrämten Macht ins Oval Office einzieht, sondern eine Atmosphäre, in der der gute Geist Gottes zum Zuge kommen kann. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4786
weiterlesen...