SWR3 Gedanken

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Sie ist etwas aus der Mode gekommen, die blaugrüne Plakette mit dem weißen Kreuz, die in meiner Kindheit noch an wesentlich mehr Autoscheiben klebte: SOS. 90 Jahre lang war das der weltweite Notruf in der Seeschifffahrt. An einer Autoscheibe freilich bedeutet er: Ich bin Christ. Wenn mir etwas Schlimmes zustößt, dann ruft nach Möglichkeit auch einen Seelsorger und wenn das nicht geht, dann helft ihr mir und betet mit mir. Gemeinsam beten - für die meisten von uns wahrscheinlich ein eher ungewöhnliches Ansinnen.
Doch es ist nicht nur diese extreme Ausnahmesituationen, die uns oft sprach- und manchmal ziemlich hilflos macht. Auch am Bett eines Sterbenskranken, beim Freund, der beiläufig erwähnt, dass seine Ehe gestern zerbrochen ist oder der Bekannten, die um einen Verstorbenen trauert, ringen wir um Worte. Situationen, in denen uns Menschen still SOS senden, weil sie Beistand suchen. Wie oft wird dann irgendetwas gesagt, weil wir das Schweigen nicht ertragen können. Irgendwas, das man schon nach 10 Minuten lieber ungesagt machen möchte. Beten wäre in mancher Situation, von der wir schlicht überfordert werden, vielleicht nicht mal die schlechteste Alternative. Vor allem dann nicht, wenn man sich ein Wort zu eigen macht, dass Jesus einmal dazu gesagt hat: Wenn ihr betet, so meinte er, dann sollt ihr nicht rumplappern wie diejenigen, die meinen, sie würden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Ein Händedruck oder eine Umarmung sagen manchmal mehr als alles Wortgeklingel. Wenn sie zudem im Bewusstsein geschehen, dass noch jemand Größeres mit dabei ist, der diese Situation mit uns aushält und erträgt, dann sind sie schon der Anfang eines Gebets. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4746
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