Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Viele Menschen gehen heute auf den Friedhof zu den Gräbern der Menschen, um die sie liebevoll trauern. Womöglich begegnen sie dort auch Jesus, dem Gärtner…

Allerheiligen ist heut.
Viele Leute werden heute auf den Friedhof gehen.
Die Gräber unserer Verstorbenen sind uns wichtig. Wir brauchen diesen Ort. Da hat unsere Trauer ihren Platz.
Viele Trauernde, die einen lieben Menschen verloren haben, besuchen das Grab, lange Zeit, manchmal mehrmals täglich, um zu reden und zu weinen und um die Nähe zu dem geliebten Menschen zu spüren, der doch so weit weg ist.
Unsere Friedhöfe sind noch immer einer der zentralsten Treffpunkte.
Wer regelmäßig zu einem Grab geht, lernt Menschen kennen, trauernde Gefährten, die wenig sagen und viel verstehen.
Und unsere Friedhöfe sind außerdem die schönsten Gärten weit und breit.
Und das hat seinen Grund und seinen Sinn.
Wir pflegen die Verbindung, die Erinnerung.
Unsere Liebe, die zur Trauer geworden ist, will und kann sich hier äußern im Hegen und Pflegen, will mit Blumen und Pflanzen das Andenken schmücken.
Unsere Trauerkultur ist immer auch ein Spiegel unserer Gemeinschaft
Und solange wir noch zu den Gräbern gehen, sind wir noch verwurzelt und verbunden im Kommen und Gehen der Generationen.
Jesus selbst hat den Friedhof und seine Pflege geradezu geadelt.
Es ist eine kleine Begebenheit im Johannesevangelium, aber ganz beeindruckend wie ich finde.
Am Ostermorgen kommen die Frauen zum Grab. Auch hier geht es um Trauerkultur und um das Erweisen der letzen Ehre für den Verstorbenen.
Aber er ist nicht tot.
Er lebt. Und er erscheint der Maria von Magdala. Und sie hält ihn für den Gärtner und fragt:
Wo hast Du ihn hingetragen.
Und erst, als Jesus sie bei ihrem Namen nennt, Maria sagt, da erkennt sie ihn und wird zur Botschafterin des neuen Lebens.

Jesus als Gärtner auf dem Friedhof.
Eine wunderschöne Vorstellung.
Eine tröstliche auch.
Er ist dabei, wenn Leute an ihren Gräbern stehen und sich fragen, wohin sie gebracht wurden, die geliebten Menschen.
Jesus der Gärtner im Gottesacker, er steht da und sagt, dass niemand verloren geht, dass alle bis in den Himmel wachsen dürfen, weil das Grab zum Beet des neuen Lebens wird.
Für alle an Allerheiligen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4738
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