Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist Dreikönigstag, in Baden-Württemberg ist Feiertag. Erinnert wird an diesem Tag an die Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Die, die damals dem Stern folgten und dem kleinen Jesus in der Krippe ihre Referenz erwiesen haben. Komisch, in der Bibel ist von Königen gar nicht die Rede, dort heißen sie nur die Sterndeuter. Auch Namen sind keine überliefert, selbst die Zahl drei kommt in der Bibel nicht vor. Das alles kam erst später hinzu, in der Zeit der allgemeinen Legendenbildung und Ausschmückung biblischer Geschichten. Also die historische Grundlage für den Feiertag in Baden-Württemberg ist recht dünn.
Wieso aber wurden aus den Sterndeutern Könige und warum die Zahl drei? Könige wurden aus den Sterndeutern, weil man sagen wollte: Die Mächtigen der Welt kommen zusammen, um Jesus zu huldigen, sie machen sich klein vor einem neugeborenen Kind. Und die Zahl drei steht eigentlich für "von überall her", denn damals kannte man erst drei Kontinente - Asien, Europa und Afrika - und jeder der drei Könige repräsentierte einen Kontinent. Deshalb war einer von ihnen auch immer ein Schwarzer, der aus Afrika eben. Was man also sagen wollte: Die Mächtigen aus aller Welt kommen zusammen und gehen vor einem wehrlosen Kind auf die Knie und vergessen darüber alle Feindseligkeiten und Kriege.
Das ist leider keine historische Tatsache, gerade ein Blick ins Heilige Land lehrt uns jeden Tag das Gegenteil. Sondern es ist ein Traum, eine Vision. Und wir Menschen brauchen Visionen, sie geben uns die Kraft, die Realitäten zu verändern. Mit der Vision von Friede und Gerechtigkeit kann ich mich gegen Unrecht und Gewalt wehren. Und es ist eine tolle Vision, die heute am Dreikönigstag gefeiert wird: Die Mächtigen der Welt fallen vor einem Kind in die Knie. Die, die es gewohnt sind, das man ihnen huldigt, huldigen einem Säugling armer Eltern, die Welt steht auf dem Kopf. Schade nur, dass bei uns in Rheinland Pfalz diese Vision nicht mit einem gesetzlichen Feiertag geehrt wird.


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