SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Beten ist wie Essen. Ja, ich glaube, dieses Gleichnis passt:
Beten ist wie Essen.
Und damit meine ich nicht diese Tischgebete wie “Komm, Herr Jesus,
sei du unser Gast und segne, was du uns bescheret hast“,
die leicht im Halse stecken blieben können,
wenn es erzwungene Pflichtgebete sind.
Natürlich: Ein gemeinsames Gebet vor dem Essen kann ein Segen sein;
aber Pflicht-Gebete können Magengeschwüre verursachen.
Wenn Essen für mich Beten sein soll,
dann will ich nicht viele Worte machen, sondern dann will ich
riechen und schmecken und vielleicht auch schlürfen und schmatzen:
Dann will ich genießen. Und das nicht nur bei einer opulenten Fest-Mahlzeit.
Mein Tischgebet fängt schon an bei einem Stück Brot
und bei dem Biss in den Apfel und bei dem Schluck kühlen Wassers.
Wenn mein Essen ein Gebet ist, dann kaue ich und schlucke
und spüre dabei das Wunder, dass mein Körper sich aus
diesen Lebensmitteln nimmt und verwandelt, was er zum Leben braucht.
Und ich bin dankbar für dieses Wunder, von dem ich selber ein Teil bin.
Und ich bin froh, wieder einmal satt zu werden.
Dieses Wunder im Schmecken und Sattwerden bewusst wahrzunehmen,
das ist mein Gebet.
Das alles ist mein Tischgebet – natürlich ganz ohne Worte,
denn mit vollem Mund spricht man ja nicht.
Aber wenn ich so esse und genieße und satt werde und bete,
brauche ich auch gar keine Worte.
Denn dann wird das, was ich tue, schon selbst zu einem Gebet – bei dem
ich mir den Glauben an Gott einfach auf der Zunge zergehen lassen kann. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4701
weiterlesen...