SWR3 Gedanken

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Beten ist eine Kleinigkeit. Das klingt vielleicht komisch, stimmt aber:
Beten ist eine Kleinigkeit.
Und das gilt erst recht in unserer Zeit der großartigen Superlative.
Denn wir leben ja in einer Zeit der Superlative:
Alles muss immer weiter, höher, mächtiger und beeindruckender sein.
Im Sport gilt nur die Bestzeit; bei den Aktien nur Anstieg oder Fall;
und eigentlich sollen auch wir immer jung, dynamisch und flexibel sein.
Und dabei bestehlen wir uns selbst.
Wir bestehlen uns, wenn wir nur so von Höhepunkt zu Höhepunkt leben.
Mein Leben jedenfalls besteht nicht nur aus Höhepunkten,
sondern zwischen dem einen oder anderen Höhepunkt liegen
viele Mittelmäßigkeiten und eine Unzahl von Wiederholungen.
Und genau da fängt das Beten an.
Denn beim Beten geht es eigentlich nicht um großartige Schwierigkeiten,
sondern vielmehr um alltägliche Kleinigkeiten.
Es geht um das bewusste Verrichten der täglich-alltäglichen Kleinigkeiten:
Aufstehen, waschen, frühstücken, telefonieren, arbeiten und so weiter –
einen ganzen Tag lang bis zum Lichtausmachen und Einschlafen.
Ich glaube, dass sich die innere Reife eines Menschen
im Umgang mit diesen Alltäglichkeiten zeigt.
Deswegen hat auch Jesus beim Beten nicht viele Worte gemacht,
sondern einfach um „unser tägliches Brot“ gebetet.
Und wenn wir im Gebet mit solchen Kleinigkeiten anfangen, dann gelingen uns auch die großen Gebete – wenn die dann überhaupt noch nötig sind.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4698
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