Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Mit einem verschuldeten kleinen Bauernhof fing alles an. Einige Kaufleute legten Geld zusammen und kauften ihn. Sie haben keine Wellness-Oase für gestresste Manager und kein Kaufhaus daraus gemacht. Es ging ihnen überhaupt nicht ums Geschäft und sie wa-ren auch nicht auf Profit aus. Stattdessen richteten sie das Haus für epilepsiekranke Jun-gen ein und sorgten auch für das nötige Kleingeld zum Unterhalt.

Nicht einmal steuerliche Vorteile brachte es diesen Unternehmern. Denn die waren nicht nur geschäftstüchtig, sondern auch fromm. Ja, die gab und gibt es bis heute. Unterneh-mer, die einfach etwas Gutes für die Gemeinschaft tun wollen, die eine Stiftung gründen oder Mäzen und Förderer sind – aus Liebe zu den Menschen und vielleicht auch aus Liebe zu Gott.

Geschäftstüchtige Leute – Jesus hatte Respekt vor ihnen. Gott hat er sich in einer seiner Geschichten als einen Superreichen vorgestellt, der zentnerweise Geld und einen schar-fen Blick für Gewinn und Verlust hat. Das ist auch außerhalb des Geschäfts von Nutzen!

Denn es ist doch ein Verlust - für die Menschlichkeit unserer Gesellschaft, wenn chronisch kranke Menschen vor allem als Kostenfaktor gesehen und nicht ordentlich und gut ver-sorgt werden. Denn wo bleibt dann unser Bekenntnis zur Würde des Menschen, die doch unantastbar ist?

Und ist es ein riesiger Gewinn – für das Gemeinwohl, wenn Menschen nicht warten, bis die Regierung oder andere etwas tun, sondern selbst Zeit, Kraft und vor allem Geld bereit stellen. Was für eine Wachstumsrate an Barmherzigkeit!

Die Initiative der Geschäftswelt, die den Gewinn für alle suchte, kam schon im 19.Jahrhundert in Bielefeld zustande. Im Lauf der Jahrzehnte entstand aus dem kleinen Hof für epilepsiekranke Jungen der Ort Bethel. Aus bescheidenen Anfängen wurde eine diakonische Einrichtung, wie es sie in Europa kein zweites Mal gibt. Bethel ist Arbeitsplatz und Zuhause für viele tausend Menschen. Vielleicht gehören auch Sie zu denen, die ab-gestempelte Briefmarken auf Umschlägen ausschneiden und nach Bethel schicken, um Menschen mit Behinderung Arbeit zu geben.

Heute feiert die Idee der frommen Kaufleute ihren 141. Geburtstag. Herzlichen Glück-wunsch, Bethel!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4650
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