SWR2 Wort zum Tag

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„Wer's glaubt, wird selig,“ heißt der Titel eines zur Zeit erfolgreichen Buches. Dieter Nuhr, der Kabarettist, hat es damit auf die Bestellerliste geschafft. In vielen Ländern war er und hat aufgespießt, was Menschen so alles tun, gutgläubig: Sie leben nach Horoskopen, melken Ochsen bei Vollmond, sprengen sich aus Glauben in die Luft, hoffen, dass ihr Glaube Berge versetzt. Viele seiner Beispiele nenne ich persönlich „Aberglauben“. Und versuche zwischen Glauben und Aberglauben zu unterscheiden. Dieter Nuhr dagegen scheint nicht nur Aberglaube suspekt, sondern Glaube an sich. Und viele Zeitgenossen teilen wohl seine Skepsis. Ich meine, es gibt sehr gute Gründe, den Glauben nicht mit dem Aberglauben auszuschütten, sondern beide zu unterscheiden. Damit ich weiß, worauf ich vertrauen kann.
Einen guten Grund, wie ich finde, hat ein Team von Hirnforschern aus Oxford bekräftigt, in einer neuen Studie. „Religiöse Gefühle können Schmerzen lindern,“ sagen sie darin. Das ist nicht neu, neu ist bei ihrem Experiment. Sie haben diese Schmerzlindernde Wirkung des Glaubens im Gehirn lokalisiert. Bei dem Experiment haben sie zwei Gruppen von Freiwilligen Schmerzen zugefügt. Die eine Gruppe waren gläubige Menschen. Die andere nicht. Beiden Gruppen hat man Bilder in die Hand gegeben, die sie intensiv anschauen sollten, während man ihnen Schmerzen zufügte.
Die Gläubigen sahen ein Bild mit Maria oder Jesus, die Unreligiösen ein Gemälde von Leonardo da Vinci. Die religiösen Menschen haben mit dem Bild, das sie an ihren Glauben erinnerte weniger Schmerzen empfunden als die unreligiösen. Und die Forscher konnten diese Wirkung bestätigen: Bei den religiösen Menschen war ein bestimmter Teil im Gehirn sehr aktiv, während sich bei den anderen dort nichts tat. Dieser Teil des Gehirns ist zuständig dafür, dass wir mit schlimmen Erfahrungen besser umgehen können. Schwierigen Erfahrungen im Leben zB. auch einen positiven Sinn geben können und uns damit dem Leben positiv zuwenden. Diese Sinn stiftende Kraft haben die Glaubensbilder von Maria und Jesus aktiviert.
Darum das Fazit der Forscher: „Religiöse Gefühle können Schmerzen lindern.“
Wer glaubt, kann darauf vertrauen, dass Gott ihn im Schmerz solidarisch begleitet. Verlässt sich darauf, dass er im Schmerz nicht allein gelassen ist.
Ohne Vertrauen kann man nicht leben. Und der Glaube gibt und erneuert solches Vertrauen. Wenn es also gelingt, Aberglauben und Glauben zu unterscheiden, dann gilt: „wer glaubt wird selig – und lebenstüchtig. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4645
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