SWR3 Gedanken

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Kim Howard ist Künstlerin in Hamburg. Sie verdient Geld damit, Särge zu bemalen. Ein ausgefallener Beruf. Vor allem wenn man bedenkt, dass ihre Kunst immer unter der Erde oder im Krematorium landet.
Kim macht das nichts aus. Für sie steht der Arbeitsprozess im Vordergrund. Und damit auch die Arbeit mit den Trauernden. Sie sagt: „Viele Angehörige fühlen sich erleichtert, wenn wir den Sarg gestalten. Und für mich ist es ein schönes Gefühl, ihnen dabei zu helfen.“
Kim lässt die Angehörigen auch gerne selbst zum Pinsel greifen. Für viele eine wohltuende Auszeit in der Hektik der letzten Besorgungen für die Beerdigung. Die Trauernden können den Sarg anfassen. Manche fotografieren ihn oder entdecken nach der Arbeit Farbspuren an ihren Händen. All das trägt dazu bei, den Tod eines lieben Menschen besser verarbeiten zu können.
Die Mal-Motive sind ganz unterschiedlich. Manchmal kommt die Lieblingsfarbe des Verstorbenen auf den Sarg oder die Namen der Hinterbliebenen. Für einen begeisterten Schwimmer hat Kim den Sarg mit Wassermotiven verziert. Einer Frau war das Bild in der Küche ihrer Mutter besonders wichtig. Für sie hat Kim eine Kopie dieses Bildes auf den Sarg ihrer Mutter gemalt. Kim sagt: „Am Anfang steht immer die Frage: Was verbindet mich mit dem toten Menschen?“

Ich finde es gut, den Abschied so intensiv wie möglich zu gestalten. Und
ich habe die Hoffnung, dass uns mit unseren Verstorbenen noch mehr verbindet als nur das Fotoalbum oder die verblassenden Erinnerungen. Manchmal meine ich es sogar zu spüren, dass sie ganz nah bei mir sind.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4642
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