SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Das neue Jahr ist noch jung und die Gewohnheit, statt der 2006 eine 2007 zu schreiben, noch nicht eingespielt. Nur die Erkenntnis, dass schon wieder ein Jahr hinter uns und ein neues vor uns liegt, die ist noch ganz frisch.
Erich KÄSTNER beschreibt in seinem Gedicht Eisenbahngleichnis das im Eiltempo dahineilende Leben. Dass wir alle im gleichen Zug sitzen und quer durch die Zeit reisen. Dass wir manchmal unsere Augen am liebsten verschließen würden vor dem, was wir sehen. Dass hin und wieder die Toten aussteigen, und dass niemand weiß, wie weit die Reise noch ist.
„Wir packen aus“, heißt es dann. „Wir packen ein/Wir finden keinen Sinn/ Wo werden wir wohl morgen sein?/Der Schaffner schaut zur Tür herein und lächelt vor sich hin.“
So ähnlich ist es doch, denke ich, das Leben ist eine Reise: ein ständiges Kommen und Gehen, Einpacken und Auspacken, Ankommen und Aufbrechen. Andererseits: Irgendwie mag ich nicht einstimmen in den melancholisch-pessimistischen Ton des Ganzen.
Wenn ich das Ziel nicht kenne, heißt das ja noch nicht, es gäbe keins. Sicher, es gibt im Leben Zeiten, wo Sinn und Ziel des Lebens schwer greifbar sind. Eine Krankheit stellt sich mir in den Weg. Der Verlust einer Beziehung wirft die Frage auf: wie jetzt weiter?
Dann ist es gut, einen Blick zu haben, der über das Hindernis auf meinem Weg hinausreicht. Hoffnung, sagt der Glaube dazu. Eine Haltung, die mich hinüberträgt zu dem Ziel und dem Sinn, den ich in meinem Leben gerade nicht finden kann.
Jochen KLEPPER, einem Zeitgenossen von Erich KÄSTNER, gelingt es in einem Lied zur Jahreswende, seine Lebensreise anders zu sehen. Nicht weil er in seinem Leben grundsätzlich andere Erfahrungen gemacht hätte. Aber weil er seine Erfahrungen mit der Zuversicht des weiter reichenden Blickes verbinden kann.
Im Fluge unserer Zeiten vertraut er sich einer Mitte an, in der alle Bewegung zur Ruhe kommt. Wenn die Jahre auch veralten wie Gewänder einer kurzlebigen Mode, es bleibt ja die Zeit Gottes, zu der der Glaube Ewigkeit sagt.
Diesen Urgrund allen Seins spricht Jochen KLEPPER an mit Worten, die gut sind und stark, die einen begleiten können auf der Reise durch das neue Jahr: „Der du allein der Ewge heißt/und Anfang, Ziel und Mitte weißt/im Fluge unserer Zeiten:/bleib du uns gnädig zugewandt/und führe uns an deiner Hand,/damit wir sicher schreiten.“ https://www.kirche-im-swr.de/?m=463
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