Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Das ist doch wieder mal typisch – für uns Menschen“ – denke ich mir. Da erzählt die Bibel von unzähligen Menschen, die Jesus nachgelaufen sind ans Ufer vom See Genesareth. Er wollte eigentlich eine Weile ausruhen und ist fast geflohen vor der Menschenmenge. Aber die vielen Menschen wollten ihm weiter zuhören, seine Worte waren so tröstlich und hilfreich. Also hat er ihnen wieder erzählt, vom Himmelreich und von seinem Vater, und hat sich um die Kranken gekümmert. Nahrung für die Seele – die konnte Jesus geben wie sonst keiner. Aber dann, am Abend, da haben alle ganz irdischen Hunger und Durst. Bloß: es gibt nichts in der Nähe. Und was machen die Jünger? Die sagen zu Jesus: „Schick doch die Menschen weg. Die sollen sich was kaufen.“
Ganz pragmatisch. Es ist wirklich typisch für Menschen – so pragmatisch zu denken. Ich kann die Jünger gut verstehen: Wenn es nichts gibt, muss eben jeder selbst sehen, wie er zurecht kommt. Das ist doch logisch. Doch die Jünger haben nicht mit Jesus gerechnet. Der will ihnen etwas anderes beibringen und beauftragt sie: Gebt ihr ihnen zu essen! Nur widerwillig nehmen die Jünger diesen Auftrag entgegen: Sie sollen dafür sorgen, dass alle satt werden? Wie geht das denn? Sie sollen ihre Vorräte teilen. Sie sollen weitergeben, was sie haben. Schließlich tun sie es. Und dann wird das Erstaunliche erzählt: Alle wurden satt, heißt es, tausende Menschen, und es blieb sogar noch ganz viel übrig.
Für die Hungrigen in der heutigen Welt ist das – auf den ersten Blick - noch keine Lösung. Das bisschen, was in meinem Kühlschrank ist, das reichte doch nicht weit, wenn ich es teile. Aber fortschicken.....die hungrigen Kinder und Erwachsenen dieser Welt fortschicken und ihrem Elend alleine überlassen, das kann es auch nicht sein. Das ist unmenschlich. Jesus war da ganz klar und sagte: Gebt ihr ihnen zu essen! Und so kommt - auf den zweiten Blick - in Sicht, was wir Menschen tun können und tun müssen: Teilen – und füreinander verantwortlich sein. Brot teilen, Zeit teilen, Liebe und Aufmerksamkeit teilen – das kann jede und jeder auf seine Weise tun – im ganz privaten Umfeld. Handelsmöglichkeiten teilen, wissenschaftliche Fortschritte, medizinische Hilfen und Bildung teilen, mit allen auf der Welt – das sind die großen gesellschaftlichen und politischen Aufgaben.
Teilen: Das beginnt bei mir zu Hause. Und in jedem einzelnen Leben.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4609
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