SWR3 Gedanken

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Vergebung- gibt’s das? Ich meine jetzt nicht so was wie „Schwamm drüber“. Ich meine, dass man seinen Frieden machen kann mit dem, der einem was Schlimmes angetan hat. Geht das?
In Südafrika gibt’s Dutzende Geschichten dazu. Zum Beispiel….
Eugene de Kock, den alle „Prime Evil“ nennen: das Böse schlechthin.
Aber der Spitzname „Prime Evil“ passt. Eugene de Kock war einer der schlimmsten Ver-brecher Südafrikas. Er hat gefoltert, gequält, erpresst, ermordet. Er war das Böse schlechthin.

Aber fangen wir am Anfang an: kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschließt Südafrika, die Rassentrennung, die Apartheid einzuführen. Bald schon kommt es zu Spannungen. Die schwarzen Südafrikaner lassen es sich nicht gefallen, in ihrem Land als Bürger zweiter Klasse wahrgenommen zu werden. Es kommt zu Protesten. Woraufhin das weiße Südafrika den schwarzen Südafrikanern den Kampf erklärt. Und eben da kommt Eugene de Kock ins Spiel. In diesem Kampf erwirbt Eugene de Kock sich den Spitznamen „Prime Evil“.

In den 80igern bricht die Apartheidsregierung zusammen, 1994 wird Nelson Mandela Präsident eines neuen, freien Südafrikas. Ein Jahr später wird Eugene de Kock verurteilt – schuldig befunden in 89 Anklagepunkten, darunter Mord, Anstiftung zum Mord, Waffen-schieberei, Betrug und Diebstahl.

Am Ende der Gerichtsverhandlungen kommt es zu einem seltsamen Vorfall:
Eugene de Kock bittet die Witwen, die Frauen der Männer, die er ermordet hat, um Ver-zeihung. Er fragt sie, ob er sich bei ihnen privat entschuldigen darf. Zwei Witwen treffen sich mit ihm. Eine der Witwen berichtet von dem Treffen: „Ich konnte ihm nicht in die Augen blicken vor lauter Tränen... Ich hoffe, wenn er die Tränen sieht, begreift er, dass das nicht nur Tränen für unsere Ehemänner sind, sondern auch für ihn...“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4599
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