SWR3 Gedanken

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Mümmelmannsberg ist eine Betonwüste. Schon von weitem sieht man: hier wohnt nur, wer es unbedingt muss. Ein sozialer Brennpunkt mitten in der reichen Stadt Hamburg. Auf der Fahrt in der U- Bahn dorthin verschwinden die Männer mit Anzug und Krawatte. In Mümmelmannsberg beginnt die Betonwüste. Hier verdient man seinen Lebensunter-halt in Fabriken oder durch putzen, wenn man überhaupt eine Arbeit hat.

Ich musste hin, ich sollte eine Fußballgruppe leiten.
Ein Sozialhilfeprojekt hatte angefragt. Sie wollten etwas für die Jungen hier tun. Also ging ich hin, zusammen mit einem Studenten der Sozialpädagogik.

Das Haus, in dem das Projekt stattfinden sollte, hatte einen klangvollen und hoffnungs-vollen Namen: Sonnenhof.
Das Haus war leuchtend gelb angemalt.
Der Leiter des Projekts stellte sich und sein Haus vor.
Hier gab es alles: Gruppen, die Musik machten, Selbstverteidigung für Mädchen, einen riesigen Raum zum Spielen.
Dann kamen wir an der Küche vorbei. Und hier, erklärte der Projektleiter, gibt es einen regelmäßigen Mittagstisch. Bei vielen Familien reicht das Geld manchmal nicht aus für eine warme Mahlzeit, und manche Eltern vergessen, für ihre Kinder zu kochen. Hier gibt es dann was.

Ich habe die Fußballgruppe ein gutes Jahr mitbetreut. Wir haben zusammen gespielt, gelacht und – gegessen.
Wenn ich zu Gott bete, dann denke ich an diese Kinder: Hungrig nach Brot, hungrig nach Anerkennung, hungrig nach einer Chance und einem Platz in dieser Gesellschaft. Oft denke ich an sie, wenn ich bete: Vater Unser, unser tägliches Brot gib uns heute!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4598
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