Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Kennen Sie das auch? Manchmal sind mir Menschen, die ich gerade erst kennen lerne, vom ersten Augenblick an sympathisch. Bei anderen geht es mir umgekehrt. Einen Grund dafür weiß ich: es sind die Augen. Es gibt Augen, die strahlen von innen heraus. Es ist so, als würde in meinem Gegenüber eine Sonne scheinen, die aus den Augen heraus strahlt. Das macht diesen Menschen – für mich jedenfalls - anziehend. Die Gründe, warum der eine Mensch leuchtet und der andere eher dunkel bleibt, sind sicher ganz vielfältig. Auf einen Grund bin ich jetzt quasi aus beruflichen Gründen gestoßen. In einem alten jüdischen Text heißt es: „Ein guter Mensch hat kein finsteres Auge, denn er erbarmt sich aller, selbst der Sünder.“ Vielleicht hat Jesus diesen Satz gekannt, denn er sagt einmal:
„Dein Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird auch dein ganzer Körper hell sein. Wenn es aber krank ist, dann wird dein Körper finster sein. Achte also darauf, dass in dir nicht Finsternis statt Licht ist.“ (Lk11,34ff)
Das ganze Leben, sagt Jesus, hat also etwas mit meinem Blick zu tun. Er sagt: wenn du die Welt um dich herum mit einem Blick voll Güte betrachtest, dann wirst du selbst ein Licht sein und auch deinen Weg finden. Verfinstern dagegen Engstirnigkeit, Neid und Eifersucht deinen Blick, dann wirst du in deiner eigenen Dunkelheit zu Fall kommen. Da ist sicher etwas dran. Nur gibt es anscheinend im Leben viel zu viele Dinge, die verhindern, dass dieses Licht in mir zum Zuge kommt, in mir leuchtet und heraus will. Als Christ hätte ich eigentlich allen Grund, von innen heraus zu leuchten. Denn bei meiner Taufe wurde eine Kerze angezündet, bei der Erstkommunion wieder und die Osterkerze im Altarraum der Kirche brennt das ganze Jahr für mich. Alle diese Lichter wollen eines sagen: „Gott ist für dich da, er nimmt dich bei der Hand und lässt dich nicht mehr los, dein Leben lang und über den Tod hinaus.“ Diese Botschaft könnte mich leuchten und strahlen lassen. Doch jeder weiß: das ist leichter gesagt als getan. Das ganze Leben bleibt immer ein Hin und Her zwischen Licht und Dunkel. Umso wichtiger sind die Menschen, die dieses Licht gefunden und behalten haben und es ausstrahlen, oft ganz unbewusst. In Afrika gibt es einen Gruß, der übersetzt heißt: „Es wird hell, wenn du kommst.“ Wäre doch schön, wenn man das über Sie und mich auch sagen könnte.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4591
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