SWR2 Wort zum Tag

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Warum nicht „Energie von oben“? Solaranlagen boomen - auf öffentlichen Dächern, Scheunen und Privathäusern. Auch Kirchengemeinden wollen einen Beitrag leisten – CO 2 Emissionen reduzieren, fossile Brennstoffe schonen und Geld sparen - mit Sonnenlicht - mit einer Energie, die nahezu grenzenlos vorhanden ist.
Selbst wenn noch nicht geklärt ist, wie ertragreich und wie technisch vernünftig Solartechnologie an manchen Standorten hierzulande ist – berechtigte Zweifel bestehen weiter - ich freue mich an diesen Entwicklungen. Ich unterstütze solche Projekte.
Aber an einer Stelle zögere ich: Das sind die Anzeigetafeln an den Gebäuden, die dokumentieren, wie viel Energie derzeit gewonnen wird.

Wozu sind sie da?
Soll die Effizienz nachgewiesen werden?
Geht es um den finanziellen Ertrag?: Soviel bringt uns das - es lohnt sich!
Oder ist es schlichtweg eine Werbung für diese Art von Anlagen?:
Das könntet ihr, die ihr auf diese Tafel schaut, auch ernten!
Oder – und da wurde es mir etwas mulmig – geht es vielleicht auch darum zu zeigen:
Seht her - wir sind vorbildlich, wir retten die Schöpfung, wir tuen etwas dafür!
Also ein wenig so, als ob man sich selber ein Zeugnis ausstellen würde: Wir sind die, die etwas gegen den Klimawandel tun!
Auch das kann ich innerlich noch halbwegs mitvollziehen – obgleich da schon erste Zweifel sich einstellen:
Wissen nicht so gut wie alle über Solaranlagen Bescheid?
Sind wir wirklich die, die so den Klimawandel aufhalten?
Noch drängender gefragt: Könnte so eine Anzeigetafel auch schlicht der Gewissenberuhigung dienen: Wer so viel Gutes tut, der kann anderweitig ruhig so weiter machen.

Und könnte nicht auch das gerade Gegenteil daran abzulesen sein. Nämlich, dass die Anzeige die Winzigkeit und Kümmerlichkeit unserer Anstrengungen dokumentiert. Denkbar dass Jüngere einmal sagen und fragen werden: „Habt ihr nicht gewusst – wie wenig ihr da einspart und wie viel ihr weiter verbraucht? Eine Fernreise weniger und ihr hättet den CO2-Effekt eurer ganzen Solaranlage kompensiert.“

Es ist tückisch mit Zahlen und Erträgen gute Taten zu dokumentieren. Ich spüre: auch gut gemeinte Aktionen bleiben mehrdeutig. Gutes tun und dafür Sorgen, dass es gesehen wird, ist eine Imagestrategie, die unbedacht auch einmal schnell nach hinten losgehen kann.
Mitunter lohnt es sich doch, auf den Rat des Mannes aus Nazareth zu hören und ein wenig Zurückhaltung im Propagieren guter Werke zu üben:
„Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.“ (Matthäus 6,1)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4585
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