SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wie Brot, Aufstrich und Yoghurt gehört auch sie täglich dazu – die morgendliche Zeitung. Radio und Fernsehen in Ehren – aber die neuesten Nachrichten schwarz auf weiß haben immer noch ihren besonderen Reiz. In der Tat. Was wären wir ohne die Journalisten. Sie bringen uns andere Welten ins Haus, sie kommentieren den Alltag.
Einer der größten im Christentum heißt Hieronymus. Er war ein Globetrotter der besonderen Art. In Dalmatien nahe Dubrovnik geboren, lernt der junge Student in Trier das Mönchtum kennen. Umtriebig und sprachgewandt wird er in Rom Sekretär des Papstes. Dauernd ist er kommentierend und schriftstellerisch tätig. Eitel ist er auch ein bisschen. Als er nicht Papst wird, wie erhofft, geht er nach Bethlehem. Vierzig Jahre lebt er dort in klösterlicher Gemeinschaft, umso mehr bleibt er weltweit aktiv durch seine Schriften und Kommentare. Auch ein gefürchteter Kritiker ist er. Aber seine Meisterleistung ist die Übersetzung der ganzen Bibel ins Lateinische. Latein, das was damals global so bedeutsam wie heute das Englische.
Manche vergleichen die Zeiten des Hieronymus mit unserer Welt heute. Im 4. Jahrhundert damals zerbrach das römische Reich, Völker und Kulturen mischten sich neu, die Neuigkeiten überschlugen sich, Lebenslust und Existenzangst prägten den Alltag. In dieser neuen Unübersichtlichkeit wussten die Leute innerlich nicht wohin. Esoterikangebote und Religionen also in Hülle und Fülle. Verwirrend aufregende Zeiten also! Mitten darin suchte das Christentum seine Gestalt. Hieronymus war an vorderster Front beteiligt. Halb Mönch, halb Journalist, gerade mal weg und voll da. Er wollte das Evangelium, die frohe Botschaft Gottes in seine Zeit übersetzen. Übersetzen lautet also die Aufgabe – damals wie heute. Mehrsprachig werden. Es gilt, die Zeichen der Zeit christlich zu deuten, also Zeitung zu lesen – aber mit den Augen des Glaubens. Glauben kann man authentisch nur, wenn man Zeitung und Bibel zusammenliest. Wenn die Welt und das Wort Gottes zusammenkommen. Deshalb können wir Hieronymus nicht vergessen, den sensiblen Journalisten und Übersetzer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4554
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