SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Du bist ein Schatz“, „Du kommst mir wie gerufen“, „Du bist ein Engel“ – In solchen Redewendungen meldet sich etwas vom Kostbarsten im Leben. Wir bekommen zu spüren, dass wir nicht allein sind. Nennen wir’s einen glücklichen Zufall, ein Geschenk des Himmels, ein kleines Wunder. Jedenfalls blitzt etwas auf, was schlechterdings gut tut und hilft. Spürbar wird, was wir am nötigsten haben: Das Geschenk, die Zuwendung, Ermutigung und Hilfe.
Das zeigt sich in den drei Erzengeln, die heute in der kirchlichen Liturgie gefeiert werden: Gabriel, Michael und Raphael.
Mir ist Raphael der liebste. Schon sein Name ist Programm: „Gott heilt“, „Gott tut gut“. Erzählt wird von ihm in der alten Geschichte vom kleinen Tobias. In schwierigsten Zeiten muss er allein hinaus in die große weite Welt. Und wer muss das nicht ? Der blinde Vater macht sich Sorgen. Woher Begleitschutz nehmen für den Jungen ? Da taucht ein junger Mann auf, reisefertig schon und strotzend vor Zuversicht, so wird erzählt. Im Laufe der Geschichte entpuppt sich, wer da mitgeht: Ein Gefährte, auf den Verlass ist. Er weiß, wie man andere ermutigt und begleitet, er hat ein Gespür für die Heilkräfte der Natur. Also endet die Reise mit einem Happy end. „Von guten Mächten treu und still umgeben, / behütet und getröstet wunderbar“, kann Tobias seinen Weg gehen, und nicht nur er. Am Schluss outet sich sein Weggefährte: Raphael. Gott heilt – auch heute noch etwa in Gestalt von Mitmenschen, die er schickt. „Der kam mir wie gerufen“, sagen wir dann. „Seit Ihrem Besuch geht es mir viel besser“, sagte mir jüngst eine alte Dame am Telefon.
Das Wort Engel heißt wörtlich übersetzt „Bote“. An ihnen wird spürbar, dass wir nicht allein sind. Warum denn sonst heutzutage die Konjunktur der Engel? Da ist ein Sehnsuchtswissen im Spiel, dass es doch gut gehe in allem. Da kommt einem jene Atmosphäre der Güte entgegen, die aus dem Hause Gottes kommt.
Heute, am Festtag der drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael wird genau das erinnert. Wir sind in dieser Welt doch ganz verlässlich zu Hause. Es kann zwar leider viel Schlimmes passieren, aber trotzdem behält die Mutter recht, die ihr Kind mit den Worten tröstet: „Es wird alles wieder gut“. Ein Engel ist sie dann – und das wird jeder, der es ihr gleichtut. Raphael war es für Tobias. Beim Aufbruch in die neue Woche könnten wir darauf achten, welcher Engel uns heute begleitet und begegnet. Und im Übrigen ist nicht auszuschließen, dass unsereiner selbst zum Engel wird für andere, heute schon.
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