Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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22SEP2008
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Der Tag beginnt und wir fangen an miteinander zu reden. Manche schon am Frühstückstisch, andere erst bei der Arbeit oder beim Einkaufen. Miteinander reden, das ist so selbstverständlich wie Gehen oder Atmen. In den Religionen gibt es eine besondere Form des Miteinander-Redens: Das Gebet. Auch hier geht’s um Dialog, den Dialog mit einem Wesen, das die Christen „Gott“ nennen, die Juden „Jahwe“ und die Muslime „Allah“. Ein Dialog, der allerdings oft nur indirekt von diesem Wesen beantwortet wird. Für den Dialog mit Gott gibt’s keine Regeln. Aber Hilfen. Gebete können deshalb vorformulierte Texte sein – das ist hilfreich, denn nicht an jedem Tag ist man gleich originell. Und mit anderen zusammen lässt es sich auch einfacher beten, wenn alle das Gleiche sagen. Gebete können aber auch frei formuliert sein, persönlich, aktuell. Sie können aber auch ganz einfach kurze Gedanken sein, Stoßgebete eben. Das ‚Wie’ ist nicht entscheidend, sondern es geht darum, das, was anliegt, vor Gott zu bringen. Die Form ist zweitrangig. Dazu eine Geschichte: Das Schiff des Bischofs legt für einen Tag an einer fernen Insel an. Der Bischof geht an Land. Als er drei Fischer trifft, erzählen die ihm, dass sie vor vielen Jahren missioniert worden seien. „Wir sind Christen“ sagen sie stolz. Der Bischof ist beeindruckt und fragt, ob sie das »Vater unser« kennen. „Noch nie gehört“, lautet die Antwort, was den Gottesmann ziemlich erstaunt. Wie kann man Christ sein ohne das »Vater unser« zu kennen? Also fragt er: „Was sagt ihr, wenn ihr betet?“. Und sie antworten: „Wir sind drei, du bist drei, sei uns gnädig.“ Das scheint dem Bischof nicht zu reichen. Und er lässt es sich nicht nehmen, die drei Fischer so lange zu unterrichten, bis sie das »Vater unser« sagen können. Monate später kommt der Bischof wieder auf die Insel – und die drei Fischer kommen ihm in ihrem Boot entgegen. „Bischof, wir sind sehr traurig“, sagen sie, „wir haben das schöne Gebet vergessen. Wir kommen nur noch bis zu der Zeile »dein Reich komme«. Bitte bring uns das Gebet noch einmal bei!“ Demütig antwortet der Bischof: „Geht nach Hause zurück und sagt, wenn ihr betet: Wir sind drei, du bist drei, sei uns gnädig!“ https://www.kirche-im-swr.de/?m=4528
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