SWR3 Gedanken

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„Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe beide Augen zu. Vater lass die Augen dein über meinem Bette sein!“
Kennen sie das Kindergebet auch noch? Meine Mutter hat das abends am Bett mit mir gebetet und das war immer irgendwie ein ganz besonderer Moment. Heute würde ich sagen: Er war mir heilig. Beten sie heute noch, zum Mittagessen oder abends vorm Einschlafen? Oder haben sie’s verlernt?
Im Unterricht mit meinen Konfirmanden kommt meist irgendwann die Frage: „Kann Gott denn die Gebete von allen Menschen überhaupt hören? Und will er die dann auch noch beantworten?“ Die Frage ist berechtigt: Wie oft habe ich z.B. als Kind ganz bescheiden nur für eine drei in Mathe gebetet – draus geworden ist meistens nix. Wie oft beten Menschen dafür, dass ein Mensch, den sie lieben wieder gesund werden soll – und er wird es doch nicht! Also wie ist das mit den Gebeten?
Albert Schweitzer sagt: „Gebete ändern nicht die Welt. Aber die Gebete ändern Menschen und Menschen ändern die Welt.“
Vielleicht ist es genau das: Wenn ich darauf vertraue, dass Gott mir nah ist und einen Weg für mich weiß- dann kann ich Dinge angehen, die ich sonst vielleicht nicht schaffen würde.
Beim Beten kommts auch nicht auf die geschliffenen, feinen Worte an. Es kommt darauf an, so zu beten, wie mein Herz und mein Verstand es mir sagt! Und wenn ich einen Anfang mit dem alten Kindergebet mache!
Ob mein Gebet den Menschen, den ich liebe und der krank ist, wieder gesund machen kann- ich weiß es nicht. Aber vielleicht kriege ich die Kraft, den schweren Weg mit ihm zu gehen, der vor ihm liegt. Oder die Dinge zu sagen, die noch gesagt werden müssen. Und das ändert bestimmt unsere kleine ganz eigene Welt für immer und macht sie ein Stück heiler!
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