Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Niemand kann ohne andere leben. Ohne ihre Hilfe und Unterstützung. Solidarität ist also gut. Manchmal aber wird sie überstrapaziert: Was ist passiert?
Fall 1: Da beschweren sich Eltern über die Zeitung, dass ihr Kind im Kindergarten vom Mittagstisch ausgeschlossen wird. Monatelang haben sie keinen Essensbeitrag mehr bezahlt. Als Konsequenzen drohen, setzen die Eltern auf Mitleid. Erst dann wurden sie selbst aktiv für ihr Kind. Durch die öffentliche Aufmerksamkeit haben sich Behörden und Privatleute bereit erklärt, das Mittagessen für das Kind zu finanzieren. Zuschüsse hätten die Eltern auch früher bekommen können, jetzt musste es erst mal das Kind ausbaden.
Fall 2: Da soll eine Familie wegen großer Mietrückstände vor die Tür gesetzt werden, die Zwangsräumung droht. Einen Tag vorher der Hilferuf, die Kirche, die Caritas oder sonst wer soll doch schnell helfen. Aber das geht oft nicht so hoppla-hopp, wie man sich das gerade denkt und wünscht.
Die deutschen Bischöfe haben da ein – wie ich finde – sehr passendes Wort gefunden: „Solidarität braucht Eigenverantwortung“. Jeder darf auf Solidarität setzen, gerade auch von der Kirche, wenn er aus eigener Kraft nicht mehr weiter kommt. Aber jeder muss auch bereit sein, das Mögliche zu tun, damit es soweit gar nicht erst kommt. Solidarität braucht Einverantwortung!
Gerade beim Thema Geld, bei Schulden und Armut wächst den Betroffenen manchmal alles über den Kopf. Da verstricken sie sich immer tiefer. Und sehen oft gar nicht mehr, was sie aus eigener Kraft noch retten könnten. Bis es irgendwann zu spät ist. Jedem, der unverschuldet in Not gerät, stehen die Türen offen: Bei den kirchlichen Beratungsstellen, den Hilfsangebote und den anderen Möglichkeiten; es gibt vieles. Nur hingehen und mitmachen muss jeder selbst, das kann man nicht nur den anderen überlassen: Solidarität braucht eben Eigenverantwortung.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4495
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