Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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25SEP2008
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Ich find das ja schon komisch: Was mit dem Glauben zu tun hat, das finden viele altmodisch. Manchmal vielleicht sogar zu Recht. Aber gleichzeitig taucht das, was scheinbar so altmodisch ist, in anderen Formen immer wieder auf.
Ein paar Beispiele: Die Beichtstühle in den Kirchen sind oft leer. Beichten scheint also out. Und gleichzeitig boomt im Internet das „online-Beichten“: Auf vielen Internetseiten kann man seine wie auch immer verstandenen „Sünden“ loswerden, nicht ernstgemeint und auch nicht mit kirchlichem Segen, aber mit großem Zulauf.
Anderes Beispiel: Meditative Gebete, etwa der Rosenkranz, sind für viele eine Sache der Großmütter, die hinten in den Kirche beten. Und gleichzeitig geben immer mehr junge Menschen sogar Geld aus, um Yoga und andere Meditationstechniken zu üben, um zur Ruhe zu kommen. Genau das also, was der Rosenkranz auch leisten kann: Meditativ zur Ruhe kommen.
Und noch ein Beispiel: Seelsorgerliche Gespräche oder Geistliche Begleitung überlässt man gerne dem Pfarrer mit den Alten und Kranken. Und gleichzeitig wird „personal-coaching“ enorm nachgefragt. Unternehmenschefs setzen auf diese Form der Begleitung ihrer Mitarbeiter, bei denen es nicht selten um Sinnkrisen im Leben geht. Und so wird der Coach zum Seelsorger.
Warum ich das erzähle? Weil ich glaube, dass das Original oft mehr zu bieten hat. Ein Kirchenraum nimmt mich auf, gibt mir Ruhe und Zeit, holt mich aus dem Alltagstrott heraus besser als jeder Chatroom. Und dort, wo der Coach am Ende ist, kann der gläubige Gesprächspartner vielleicht Dimensionen eröffnen, die mir sonst verschlossen oder unverständlich bleiben. Vergleichen darf man da durchaus. Dann stellt sich vielleicht raus, dass das Original doch besser ist als die Kopie. Ich finde: Wo immer es geht: Mut zum Original! Warum sich mit weniger zufrieden geben?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4494
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