Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Kein Blick für andere.
Heute erzähle ich von einem Menschen, der war blind, hatte keinen Blick für andere- wie viele von uns. Sein ganzes Leben war zu. Ja, die Fenster seiner Seele waren einfach vernagelt. Er konnte nur sich selbst fühlen und denken. Kein Durchblick. Keine Orientierung. Er wusste nur eins: so kann es nicht bleiben. Du musst raus aus dem Dunkel.

Die Geschichte von dem blinden Mann steht in der Bibel. Da wird er uns gezeigt als ein Bettler am Wege. Er hat nichts zu bringen. Er hat nur seine Sehnsucht und seine Fragen. Er hat alles verloren, kein Blick für andere. Er weiß nur eins: Raus. Du musst schreien, schreien um Hilfe. Das war seine ganze Hoffnung. Er wollte nicht bleiben im Dunkel. Und jedes Mal, wenn er einen Menschen in seiner Nähe hörte, schrie er um Erbarmen.

Einmal, so wird erzählt, nur einmal kam Jesus in seine Nähe. Und der Blinde schrie mit der ganzen Kraft seines Lebens, das ihm geblieben war: „Erbarme dich meiner“. Der Blinde erwartet nichts mehr von sich, sondern alles vom anderen, von dem einen Menschen, von Jesus. Er wirft seinen Mantel weg und sucht Kontakt mit ihm. Er wagt es sogar, ihm einen Ehrentitel zu geben, einen, den zuvor keiner kannte: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner“.

Und Jesus, er fragt ganz einfach: Was kann ich für dich tun? Er hat ein Auge für all die, die zu sind, vernagelt, die keinen Blick haben für andere. Er baut dem Blinden buchstäblich ein neues Fenster ein für seine Seele. Das bedeutet Licht, raus aus dem Dunkel. Jetzt hat auch der Blinde ein Auge für Menschen. Er kann Menschen als Menschen sehen.

Die Geschichte vom Blinden in der Bibel will unsere Geschichte werden. Sie will wahr werden. Und sie wird wahr, wenn wir den Schrei der Hoffnung nicht überhören, sondern fragen: Was kann ich für dich tun?
Ich wünsche Ihnen guten Durchblick für heute.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4468
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