SWR3 Gedanken

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„Geld ist das Brecheisen der Macht.“ Das hat der Philosoph Friedrich Nietzsche gesagt. Und so brachial er klingt, so wahr ist dieser Satz auch. Auch, denn es gibt noch eine andere Wahrheit: Geld, das nicht als Brecheisen eingesetzt wird, sondern als Samen. Als Samen, der sanft wächst und nicht der Macht dient, sondern dem besseren Leben. Eine solche Art Samen sind Stiftungen.
Stiftungen gibt es in Deutschland seit über 1000 Jahren. Wie Spenden verfolgen Stiftungen einen guten Zweck: sie wollen helfen, helfen im sozialen, kulturellen oder im Bildungsbereich und zwar über den Tag hinaus. Der Unterschied zum Spenden besteht darin, dass ein Spender einen Grundbetrag dauerhaft zur Verfügung stellt. Verwendet werden nur die Zinsen.
Deutschland erlebt gerade einen Stiftungsboom. Das liegt zum einen daran, dass zur Zeit eine riesige Menge an Vermögen auf die nächste Generation übertragen wird. In den nächsten 10 Jahren sollen das 2 Billionen Euro sein, also 2000 Milliarden!
Zum anderen liegt das daran, dass es immer mehr ältere Menschen ohne eigene Kinder gibt. Beides stößt auf eine Gesellschaft, in der der Staat für viele soziale und kulturelle Belange nicht mehr aufkommen kann oder will. So profitiert die Gesellschaft, wenn einzelne oder mehrere Personen eine Stiftung gründen. Und der Einzelne schafft sich durch den Einsatz seines Geldes einen tiefen Sinn, wenn er das Leben anderer sichtbar verbessert.
Und wer kann das? Nur reiche Alte, die sich zu ihrem Reichtum auch noch mit guten Taten bereichern und gleichzeitig Steuern sparen wollen? Nein, keineswegs! Man muss kein Millionär sein um Stifter zu werden. Eine Kollegin von mir ist letztes Jahr in den Ruhestand gegangen, jetzt hat sie eine Stiftung gegründet, mit der sie armen Mädchen in Afrika und Südamerika ermöglicht zur Schule zu gehen. Menschen wie sie tun das, weil sie sich im Leben beschenkt fühlen und das wollen sie weitergeben. In diesem Leben und - mit einer Stiftung - darüber hinaus.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4454
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