SWR3 Gedanken

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„In God we trust“ – auf Gott vertrauen wir. Ein schöner Satz! Und er steht wo? Auf jedem amerikanischen Dollarschein! Welch ein eigenartiger Widerspruch in einer Welt, in der doch eher dem Geld vertraut wird als Gott.
Es gibt Wissenschaftler, die behaupten dass manche radikal-kapitalistische Gesellschaften ganz von Gott zum Geld umgeschwenkt seien, was sich schon an der Sprache der Finanzwelt belegen ließe. In der es nicht mehr um Erlösung geht, sondern um Erlöse. Wo es keinen Glauben mehr gibt, aber viele Gläubiger. Oder kein Credo mehr, stattdessen Kredit. Und in der Banken die Kathedralen des Kapitalismus sind, neben denen die wirklichen Kirchen wie Spielzeughäuser ausschauen.
Der besagte Wissenschaftler geht sogar so weit und behauptet, die Hostien der christlichen Religion wären durch Geldmünzen ersetzt worden. Ganz so weit muss man ja nicht unbedingt gehen, aber es ist schon wahr, Gott und Geld sind scharfe Konkurrenten. Obwohl das Geld im religiös kultischen Bereich entstanden ist. Vor Tausenden von Jahren hat das Geld die Tier- und Menschenopfer ersetzt mit denen die Götter besänftigt werden sollten. Durch dieses Opfer, dieses kultische Entgelt ist unser Geld entstanden.
Geld an sich ist wertlos und hat eigentlich nur so viel Wert, wie wir ihm geben. Es ist ein Medium, das sinnvoll ist, wenn wir es recht und gerecht einsetzen. Zum Sparen, zum Tauschen und um Waren oder Tätigkeiten vergleichen zu können. Ein Mittel zum Zweck das aber immer dann Probleme bringt, wenn es zum alleinigen Ziel und Zweck wird, zum Sinn des menschlichen Lebens. So wie es der römische Dichter Ovid in der Sage vom König Midas beschrieben hat: Dieser König wünschte sich dass alles, was er anfasst zu Gold wird. Sein Wunsch wurde ihm erfüllt. Aber sehr bald hat er darum gefleht dass die Erfüllung seines Wunsches rückgängig gemacht werde. Denn wenn er essen wollte, wurde sein Essen zu Gold. Und wenn er Menschen anfassen oder lieben wollte, wurden sie hart, glänzend und kalt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4450
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