Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die meisten Deutschen sagen bei Umfragen, dass sie beten. Das ist gut so. Denn vom Beten kann eine große Kraft ausgehen. Wer für andere betet, der kann sie dadurch spürbar stärken und innerlich aufrichten.
Das hat Alexander Ogorodnikov in überwältigender Weise erlebt. Als russischer Dissident ist er vom Sowjetregime jahrelang unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten worden; von 1978 bis 87 war er in einem Arbeitslager, in einem Gulag eingesperrt. Aber er hat diese Zeit überlebt.
Später beschreibt er, was ihn durch diese Hölle getragen hat: „In solchen furchtbaren Augenblicken, in vereisten Zellen, da habe ich körperlich die Glut eurer Gebete und euer Mitleiden gespürt; da war eine Kraft, die uns durch einen Strom geistiger Energie einte. Sie bestand aus unserem gemeinsamen Glauben, aus einer geheimnisvollen Verbundenheit, die hinausreichte über den Stacheldraht und über die Worte des Grauens. Die Kraft eurer Liebe und eures Mitgefühls verwandelte meine Verzweiflung in unzerstörbare Hoffnung, sie verwandelte meine Schreie in Gebete und den drohenden Wahnsinn in Seligkeit.“
Das sind ganz starke Worte über die Wirkung des Gebets. Ogordnikov spürt am eigenen Körper, dass ihm durch das Gebet der anderen Wärme und Kraft zufließen. Er erlebt, dass das Gebet ihn ganz stark mit ihnen verbindet. Ihre Liebe und ihr Mitgefühl sind stärker als Stacheldraht und Folter. Das Gebet hilft ihm überleben. Auf den ersten Blick klingt das übertrieben. Aber genau so hat es Alexander Ogorodnikov erlebt. Sicherlich hängt das auch mit seiner extremen Lebenssituation zusammen. In der Hölle des Gulag wurde er besonders sensibel für das, was das Gebet bewirken kann.
Das gilt auch unabhängig von Extremsituationen: Wenn andere für einen Menschen beten, dann wachsen ihm dadurch innere Kräfte zu. Auch ich weiß etwa von einigen Menschen, die an mich denken und für mich beten. Ich spüre, dass sie dadurch ein lebendiges Netz spannen, das mir Halt und Kraft gibt. Dadurch sind sie mir innerlich sehr nahe. Ich lebe auch von der Gemeinschaft und der Liebe der Menschen, die für mich beten. Und dafür bin ich sehr dankbar. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4440
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