SWR3 Gedanken

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Kennen Sie Timon? Wenn ja, dann gehören Sie zu den wirklich bibelfesten Menschen. Denn er wird nur ein einziges Mal in der Bibel erwähnt. In der Apostelgeschichte, in der es um die Anfänge der christlichen Gemeinde geht. Und diese Anfänge sind alles andere als friedlich.

Denn in der ersten Christengemeinde vor 2000 Jahren gärt es. Die zwölf Jünger Jesu haben alle Hände voll damit zu tun, Menschen die frohe Botschaft zu erzählen. Und so wird die Gemeinde größer und größer und größer. Männer und Frauen, Kinder und Alte, Reiche und Arme gehören bald dazu. Eine bunte Mischung von Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen. Aber allen soll es ja gut gehen. Wie in einer großen Familie. Eine Aufgabe, die den zwölf Aposteln bald über den Kopf wächst. Und allen anderen auch. Spannungen entstehen.

Kümmert Euch erst um unsere Bedürftigen, sagen die einen. Nein, unsere Bedürftigen sind viel wichtiger, sagen die anderen. Und ausgerechnet da, wo der Friede Gottes reichlich herrschen soll, gibt es bald Zank und Streit. Bis den Aposteln der Kragen platzt. Im guten Sinn.

Leute, wir haben unseren Job, sagen sie. Wir sind zuständig, die frohe Botschaft zu verkünden. Und mehr kriegen wir auch gar nicht mehr hin. Wenn wir uns nun auch noch um diakonische Aufgaben kümmern sollen, sind wir bald alle am Ende. Aber wir hätten da eine Idee. Suchen wir uns doch Leute, die dafür zuständig sind. Für die diakonischen Aufgaben.

Und so geschieht es. Sieben Männer werden ausgewählt, die sich von nun an um diese Aufgaben kümmern. Um die Alten und die Armen und die Kranken. Und einer davon ist eben besagter Timon. Auf dessen Spuren heute immerhin weit über 400.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen allein in den diakonischen Einrichtungen der evangelischen Kirche tätig sind. Für die Alten und die Armen und die Kranken.

Weil vor vielen, vielen Jahren kluge Apostel das Delegieren gelernt haben. Das ist für mich eine Botschaft dieser Geschichte. Dass eine Gemeinschaft nur dann wachsen und gedeihen kann, wenn nicht wenige für alles zuständig sind. Sondern wenn man Macht und Verantwortung auch teilen kann. Das gilt im Beruf wie in der Familie. In Vereinen und Verbänden. Und ganz sicher auch in der Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=4436
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