SWR2 Wort zum Tag

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„Das Evangelium ist eine Kraft Gottes, die da selig macht, alle die daran glauben“, schreibt Paulus zu Beginn seines Briefes an die Gemeinde in Rom. Glaube ist für ihn Kraft, Dynamik, Power, wie man heute sagen würde. Nicht fromme Meinung, nicht Weltanschauung, nicht Lehrgebäude.
Sondern: Kraft zur Rettung, wenn man wörtlich übersetzt. Mir wird dabei klar, an wie vielen Stellen der Bibel von der tragenden Kraft des Glaubens die Rede ist! Als könne dem Missverständnis nicht häufig genug widersprochen werden, der Glaube sei lediglich etwas, das sich im Gemüt religiös begabter Leute abspiele.
Dass die Kraft des Glaubens förmlich mit Händen zu greifen ist, macht die Ge-schichte vom sinkenden Petrus deutlich. Das Bild des von Wind und Wellen umtos-ten Petrus, der dabei ist unterzugehen, ist mir noch aus meiner Kinderbibel unver-gesslich.
So geht die Geschichte dazu: Es ist Nacht, und die Jünger geraten mit ihrem Boot auf dem See Genezareth in einen Sturm. Da sehen sie, wie Jesus über die Wellen auf sie zugeht. Er spricht sie an: „Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht.“
Petrus wagt es, der Aufforderung Jesu zu folgen und verlässt das sichere Boot. Er geht sicher über das Wasser. Aber nur solange, wie er den Blick auf Jesus gerichtet hat. Plötzlich wird ihm die Kühnheit seines Unternehmens bewusst. Wind und Wel-len lenken seinen Blick ab. Angst ergreift ihn.
Da beginnt er zu versinken. „Warum hast du gezweifelt?“, fragt ihn Jesus und streckt seine Hände nach ihm aus. Er gibt ihm die Kraft zurück, die er braucht, um den bedrohlichen Wasserfluten Stand halten zu können.
Glaube ist die Kraft, übers Wasser zu gehen. Die Symbolik dieser Geschichte ist deutlich. Sie ermutigt dazu, sich der Macht Jesu anzuvertrauen, die größer ist als die Macht der Naturgewalten.
Von Jesus geht Kraft aus. Dem in seinen Ängsten und Zweifeln versinkenden Petrus hat sie geholfen, wieder Grund unter die Füße zu bekommen. Uns kann sie helfen, das Vertrauen zu erneuern in die behütende Macht Gottes. Jeden Morgen neu.
Wenn wir überflutet werden von Kräften und Mächten, denen gegenüber wir uns hilflos fühlen, dann dürfen und sollen wir bitten um die Kraft des Glaubens, der selig macht. Etwa mit den Worten am Ende des Vaterunser, wo es heißt: dein ist die Kraft in Ewigkeit.

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