SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Er war das, was man einen erfolgreichen Mann nennt. War ein Leben lang fleißig gewesen, hatte manches erreicht und vieles angeschafft. Irgendwann war er an den Punkt gekommen, wo er sich die Frage stellte: Und jetzt? Wohin noch?
Eine zündende Antwort auf diese Frage war ihm nicht eingefallen. Also hatte er weiter gemacht wie bisher. Nur noch etwas größer. Nur noch etwas mehr von al-lem. Hatte die alten Scheunen abgebrochen, um in größeren seine Vorräte besser stapeln zu können.
Geld macht vielleicht nicht glücklich, hatte er gedacht, aber es beruhigt. Und zu sich gesprochen: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre, iß, trink und habe guten Mut.
Jesus erzählt diese Geschichte, das Gleichnis vom reichen Kornbauer. Und kom-mentiert sie am Ende aus der Perspektive Gottes. „Du Narr“, spricht Gott zum Kornbauer, „diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?“
Es geht in dieser Geschichte um Seelsorge in ganz unterschiedlicher Hinsicht. Der reiche Bauer meint die Sorge um seine Seele so betreiben zu können, dass er sich unangreifbar macht. Der große Vorrat, den er angesammelt hat, soll ihm ein Leben in Autarkie ermöglichen.
Die Seelsorge, die Jesus im Sinn hat, zielt auf etwas anderes. Sie rückt in den Blick, wie der angehäufte Reichtum in sich zusammenfallen würde, wenn das Leben noch in dieser Nacht zu Ende ginge. Gegen den vergänglichen Reichtum setzt er den Beziehungsreichtum eines Lebens vor Gott.
Ein solches Leben ist das Gegenteil der Selbstabkapselung und Selbstzufriedenheit, in der der reiche Kornbauer verharrt. Es ist die Befreiung aus dem Irrglauben, die Erfüllung des Lebens allein aus den Gütern wirtschaftlicher Produktion und mate-riellen Konsums erlangen zu können.
Wo die Seele sich abkapselt, verkümmert sie. Und mit ihr die Lebendigkeit des Menschen, für die die Seele ein Bild ist. Jesus selbst bewegt die Sorge darum, dass gestörte Beziehungen wieder heil werden. Aus der wiederhergestellten Beziehung zu Gott kann dann auch die reiche Beziehung eines Menschen zu sich selbst und zum Mitmenschen erwachsen.
Das macht dieses Gleichnis jedenfalls klar: Seelenfrieden lässt sich nicht kaufen. Aber er lässt sich finden, wenn sich die Seele nicht in immer größeren Scheunen verbarrikadiert. Sondern sich zu denen hin öffnet, die draußen stehen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4413
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