Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Missionieren ist verboten! So lautet eine der Grundregeln beim Friedensgebet, das christliche und muslimische Studierende an der Universität Koblenz veranstalten. Dass junge Christen und Muslime zusammen Vorlesungen hören und sich gemeinsam auf Klausuren vorbereiten, ist an einer Hochschule nichts Ungewöhnliches. Dass sie aber einmal im Semester gemeinsam beten, ist alles andere als selbstverständlich. Vorbereitet wird das Friedensgebet von Mitgliedern beider Religionsgemeinschaften. Muslimische Studentinnen und Studenten wählen Texte aus dem Koran aus, ihre christlichen Kommilitonen aus der Bibel. Jede Glaubensgemeinschaft spricht Gebete, die ihr wichtig sind. Jeder gibt Zeugnis von dem, was ihm heilig ist. Alles soll für beide Seiten verständlich sein, daher werden arabische Texte ins Deutsche übersetzt. Das Zuhören ist wichtig, um die Tradition des anderen kennen zu lernen, um sie zu achten und ihr Respekt entgegen zu bringen. Dabei soll sich aber niemand durch Texte und Gebete der anderen verletzt fühlen. Wenn es Unterschiede gibt, etwa im Gottesbild, werden sie nicht verschleiert. Viel wichtiger aber als die Unterschiede ist den Studierenden das, was ihnen als Muslime und Christen gemeinsam ist, zum Beispiel das Beten. Gott zu loben und ihn in wichtigen Anliegen anzurufen, ist im Christentum und im Islam wichtig. Auch der Glaube an einen Gott, der Frieden schenkt und der will, dass die Menschen in Frieden leben, verbindet die jungen Christen und Muslime. Damit stehen sie in der Tradition der großen Weltgebetstreffen in den Jahren 1986 und 2002. Damals kamen auf Einladung von Papst Johannes Paul II. über hundert Vertreter der großen Weltreligionen zu einem Friedensgebet in Assisi zusammen. Dass es mittlerweile ein solches Friedensgebet auch an der Universität in Koblenz gibt, ist ermutigend. Es zeigt, dass die Religionen die Kraft haben, Spaltungen unter den Menschen zu überwinden und Freundschaft und Respekt voreinander zu fördern. Ein wichtiges Signal - vor allem an einem Tag wie heute, dem Jahrestag des Anschlags auf das World Trade Center.


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