Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Am 20. August war ein Bild von den olympischen Spielen in der Zeitung abgelichtet, das mir unter die Haut ging:
Da steht der Gewichtheber Matthias Steiner auf der Siegertreppe, in der einen Hand die Goldmedaille, in der anderen ein Bild von seiner Frau Susann, die letztes Jahr ums Leben kam.
Zwei gegensätzlichere Symbole kann ich mir kaum vorstellen:
Das eine steht für lebenssprühende Energie und sportliche Höchstleistung, das andere für die Erinnerung an ein Leben, das für immer verloschen ist.
Und dazwischen ein Mensch, der sich freut und mit sich im Reinen zu sein scheint.

Wie kann das gehen? Wie ist das zu schaffen, nach dem schlimmsten persönlichen Verlust eines Lebens den größten sportlichen Erfolg zu erringen?

Wenn ich Matthias Steiner richtig verstehe, hat das viel mit seiner Frau zu tun. Sie hat ihn ermutigt, als sie noch am Leben war. Sie hat ihm geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und nachdem sie tödlich verunglückt ist, hat sie ihm die Kraft gegeben, weiterzumachen.
Und das ist für mich - ehrlich gesagt - etwas, das mich noch mehr beeindruckt, als der sportliche Sieg.

Für den Sportler ist seine Frau einfach immer dabei und er wünscht sich, dass sie alles mitbekommt. “Ich bin kein abergläubiger Typ“, sagt er, „aber ich wünsche mir einfach, das das so ist.“

Für mich ist das kein Aberglaube.
Christen glauben an ein Leben nach dem Tod. Und wer kann schon beweisen, dass es da keine Verbindung zwischen beiden Welten gibt? Wo so viele Menschen das ganz einfach spüren können.
Mir haben schon viele Hinterbliebene erzählt, dass sie noch eine ganze Weile den Verstorbenen ganz dicht um sich gespürt haben. Oder davon träumen, wie sie ihren Verstorbenen begegnen und die ihnen etwas Wichtiges mitteilen.
Diese stille Hoffnung, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht, die gibt ihnen ungeheure Kraft. Wie Matthias Steiner, der zu seinem Sieg sagte:
„Das war über meinem Vermögen.“

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