Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Vieles scheint oft ganz selbstverständlich, bis man es verloren hat. Aber dann plötzlich ist es das Wertvollste auf der ganzen Welt.

Für mich, ein Pfarrerskind, war es immer ganz selbstverständlich, dass Gott um mich ist und mich behütet. Davon war ich felsenfest überzeugt.
Aber eines Tages geriet diese Überzeugung ins Wanken.

Ich weiß noch wie heute, wie ich in der ersten Klasse ein Stück Kreide geklaut habe. Das war damals eine große Kostbarkeit und ich wollte unbedingt dieses große, unbenutzte Stück Kreide haben.
Es gelang mir auch, die Kreide unbemerkt in meine Tasche zu stopfen und sie heil nach hause zu bringen. Aber da war die Freude auch schon verflogen; stattdessen quälte mich plötzlich das schlechte Gewissen.
Und ich war sicher:
„Jetzt liebt dich Gott nicht mehr. Du bist eine Diebin. Mit so einer will Gott nichts mehr zu tun haben.“
Ich dachte wirklich, ich sei für immer verloren. Bis ich mich in meiner Mutter anvertraute. Und die sagte: „Keine Angst, so schnell geht bei Gott keiner verloren.“
Und sie erzählte mir eine Geschichte aus der Bibel:

Da ist ein guter Hirte, der hat 100 Schafe. Eines Tages geht ihm eines der hundert Schafe verloren. Und was macht der Hirte? Er lässt die ganze Herde allein, um das eine Verlorene wieder zu finden. Warum? Weil ihm das eine verlorene Schaf so wichtig ist wie alle anderen 99 Schafe zusammen.

Genauso geht es Gott mit uns.
Wenn einer verloren geht, das kümmert Gott. Er sagt sich nicht: „Was soll’s, sind doch noch genug andere da.“
Nein, wenn einer verloren geht, dann geht er ihm nach. Vielleicht merkt dieser Mensch das gar nicht - genauso wenig, wie das verirrte Schaf merkt, ob der Hirte es suchen geht. Aber man kann sich darauf verlassen: ein guter Hirte ruht nicht eher, bis er das eine verlorene Schaf wieder gefunden hat.

Warum? Weil ihm das eine verlorene Schaf so wichtig ist wie alle anderen 99 Schafe zusammen.
Und so ist das auch mit Gott: Ihm ist der eine verlorene Mensch so wichtig wie alle anderen zusammen. Und wenn er ihn wieder findet, dann freut er sich über den einen, wie über alle, die er sicher um sich weiß.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4386
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