SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wie wird heute der Tag? Gut, schlecht, durchwachsen? Keine Ahnung. Aber wie der Tag gestern war, das weiß ich. Denn gestern Abend habe ich meine Tochter zum Flötenunterricht gebracht. Auf der Rückfahrt unterhalten wir uns. Über den Tag. Über das, was so alles passiert ist. Es war eigentlich ein ganz normaler Tag. Aber beim Reden fallen uns plötzlich immer mehr Ereignisse ein. Kleine Höhepunkte des Tages. Meine Tochter hat mit ihren Klassenkameradinnen ein neues Spiel auf dem Pausenhof erfunden. Ich hab einen Text geschrieben. Und wir haben zusammen gelacht. Unser Jüngster hat das erste Mal seinen Ranzen den ganzen Weg zur Schu-le getragen. Dann fällt meiner Tochter ein: Heute war ein Tag ohne Zank und Streit. Stimmt, das war mir noch gar nicht aufgefallen. Obwohl das bei vier Kindern eine außergewöhnliche Leistung ist.
Wir schweigen die letzten Meter bis nach Hause. Hängen unseren Gedanken nach über den Tag. Es war ein guter Tag. Auch ohne große Ereignisse, ohne spektakuläre Aufreger. Ein guter Tag.
Dass es nicht immer das Spektakuläre braucht, lässt sich übrigens auch von der Bibel lernen. Sicher, hier gibt es Außergewöhnliches: Sintflut und Auferstehung, Wunder und Kriege. Aber sonst regiert im Grunde genommen das Alltägliche. Bei-spielsweise in der Geschichte Jesu. Jesus erzählt Gleichnisse aus der Welt der Hir-ten, Fischer und Bauern. Ganz bodenständige Geschichten über den Fischfang oder die Aussaat von Getreide. Und auch sonst passiert nichts Spektakuläres. Jesus isst mit Freunden zu Abend. Er wird mit Ehebruch und Krankheit konfrontiert. Er wan-dert zur Hauptstadt. Die Jesusgeschichte ist voll von Alltagsgeschichten. Und trotz-dem schaffen es diese Alltagsgeschichten in das Buch der Bücher, die Bibel. Die Christen haben die Alltagsgeschichten offenbar geschätzt. Kein Wunder. Für sie zeigt sich Gott nicht nur in den besonderen Momenten des Lebens. Gott ist da, auch im Alltagstrott, auch in den kleinen Situationen. Für mich heißt das: Guck genauer auf den Tag – und ganz besonders auf die kleinen Dinge. Auch sie können heilig sein.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4377
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