SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Mensch Paulus -
der hätte zu dir gepasst,
der Paulinus, sechster Bischof von Trier,
gestorben am 31. August 358, heute vor 1650 Jahren also,
in Phrygien in der heutigen Türkei. In der Verbannung.
Nicht nur, dass eure Namen so ähnlich sind.
Paulus heißt ja „der Kleine“ und Paulinus wäre wohl „der Mini-Kleine“.
Auch inhaltlich seid ihr einander ähnlich gewesen -
obwohl dreihundert Jahre zwischen euch liegen.
Wer eigentlich Jesus gewesen ist und welche Bedeutung er hat
für die Menschen – das war für dich ein zentrales Thema.
Bruder und Herr, Begleiter der Menschen auf ihrem Weg zu Gott;
Gott selbst, als Mensch greifbar unter Menschen.
So und so ähnlich kreisen deine Briefe immer wieder um ihn.
Und drei Jahrhunderte danach, zur Zeit des Paulinus?
Gerade hatte Konstantin der Große
das Christentum quasi zur Staatsreligion gemacht.
Inzwischen stritten die Christen auch schon mal untereinander,
wer denn Jesus eigentlich gewesen ist.
Ein Theologe namens Arius meinte,
Jesus wäre doch nicht richtig Gottes Sohn gewesen.
Und diese Theorie hatte schnell viele Anhänger gewonnen -
das war so viel einfacher zu verstehen.
Bald fand der neue Kaiser, Konstantins Sohn,
er sollte diesen Streit in der Kirche zu politischen Zwecken nutzen.
So viele Arius-Anhänger – man sollte sie nicht verurteilen
oder ausschließen, sondern ihnen auch irgendwie Recht geben.
Wäre doch ein geschickter Schachzug gewesen,
hätte das Volk befriedet und den Kaiser mit mächtigen Freunden verbunden.
Aber da hatte er die Rechnung ohne den Trierer Bischof Paulinus gemacht.
Der wagte es, dem Kaiser ins Angesicht zu widerstehen -
weil er die Wahrheit wichtiger fand als politische Tricks.
Die Strafe folgte auf dem Fuß –
Verbannung aus Trier ins ferne Anatolien.
Das Leben – das eigene Leben ins Spiel bringen oder aufs Spiel setzen,
wenn es der Wahrheitsfindung dient:
Da wart ihr beide euch ziemlich ähnlich,
Paulus aus Tarsus und Paulinus in Trier.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4364
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