Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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So ein Umzug wirbelt schon das Leben durcheinander. Bis alles so seinen Platz hat in der neuen Wohnung! Wohin mit dem Bild, das vorher im Wohnzimmer hing? Wohin in der Küche kommen die Töpfe, wohin die Gläser? Und: wo komme ich vor in den neuen vier Wänden?

Neue Möbel kommen zu den alten. Meine Couch steht andersrum als vorher. Wenn ich mich jetzt zum Fernsehen hinlümmeln will, habe ich die Rückenlehne rechts statt links. Und meine linke Hand greift ins Leere. Da muss ich mich erst dran gewöhnen. Die Lampen sind noch in der Kiste. Die müssen auch irgendwann montiert werden, und bis dahin liegen die genauso verloren herum wie ich. Was ist schon so ein Umzug? Nichts Besonderes, scheints. Und doch zwingt er mich zu Fragen wie: Wo gehöre ich eigentlich hin? In der neuen Wohnung, in der neuen Stadt? Und im Leben?

Klar, ich werde mich einleben. Die neue Wohnung wird irgendwann ein wirkliches Zuhause sein. Aber in all den Umbrüchen wird mir erst bewusst, wie sehr ich von dem lebe, was mir vertraut ist, und was bleibt.

Das erste Bild, das ich in meiner neuen Wohnung aufgehängt habe, ist von Marc Chagall, König David mit seiner Harfe. Leuchtende Farben, rot vor allem. Das Bild erinnert mich ans Singen und Psalmen beten. Es erinnert mich daran, dass man auch in Gott ein Zuhause haben kann. Wenn äußerlich alles drunter und drüber geht – Gott ist da, Gott hält mich mitten im Chaos. Bei ihm habe ich meinen Platz.

Besonders nah ist mir der eine Psalm Davids, der unter der Nummer 139 in der Bibel steht. Und weil ich es nicht besser ausdrücken kann, möchte ich Ihnen den einfach mal vorlesen.
Herr, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von fern. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Nähme ich die Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.
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